Simply the Breste - La Famiglia Nostra
Die „La Famiglia Nostra“ macht als unabhängiger Abfüller höchst spannende, höchste kreative und höchst leckere, aber meistens auch nicht allzu günstige Malts, die noch dazu sehr schwer zu bekommen sind. Warum ich sowas trotzdem bespreche? Weil es, meistens, lecker ist und deswegen grundsätzlich erstmal Aufmerksamkeit verdient hat. Ob der „Simply the Breste“, der gerade in meinem Glencairn mit seinen 49,5 % Alkoholgehalt auf mich wartet, jemals im freien Verkauf war, weiß ich nicht mal, denn es ist eine Privatabfüllung für einen aus der Famiglia. Ich hab das Sample jedenfalls nur bei einer kleinen Sample-Aktion erwerben können.
Was ich aber über den Dram weiß: es ist ein elf Jahre alter Glen Moray, der fast seine ganze Reifezeit in einem Bourbon Cask verbrachte, bevor er ein Finish in einem getoasteten „Kerner Auslese“-Faß bekommen hat. Sicherheitshalber: „Kerner Auslese“ ist normalerweise ein edelsüß ausgebauter Weißwein aus der Pfalz oder Rheinhessen. Bin schon gespannt, was der mit dem Glen Moray angestellt hat.
Aroma:
Als Erstes findet meine Nase eine höchst angenehme Kombination aus Säure, Früchten und Honig. Die Säure spaltet sich mit der Zeit in Zitronengras und Grapefruit auf, die Früchte werden zu hellen Beeren wie Weintrauben, Stachelbeeren und weißen Johannisbeeren, während der Honig sich zu einem würzigen Kräuterhonig entfaltet. Im Hintergrund findet sich durchgängig eine leicht bittere Eichennote, die dem sonst sehr frischen, süßen Dram gleichzeitig eine ordentliche Schwere verleiht.
Geschmack:
Süß und beinah ein bisschen klebrig wirkt der Dram im ersten Moment, bevor er mit einer kräftigen, bitteren Eichennote um die Ecke kommt. Auch beim zweiten Schluck klebt die ganze Süße des Drams sich regelrecht an die Zähne, während die herbe Eiche sich langsam ihren Weg gen Gaumen sucht. Von den Früchten aus dem Geruch ist nicht viel zu spüren, dafür tauchen Aprikosen, Mango und Äpfel neu und zusammen mit ein wenig Muskat auf.
Abgang:
Eher mittellang, Eichenbrett mit Honigglasur, zurückhaltend mit einer leicht scharfen Spitze ganz am Ende.
Fazit:
Der Glen Moray und die Kerner Auslese passen einfach gut zusammen. Das Finish nimmt dem Glen Moray die Getreidenote, fügt dafür aber eine Menge Früchte und vor allem sehr viel Süße hinzu. Heute beim Verkosten finde ich diese klebrige Süße sehr lecker, denn heute habe ich einen süßen Tag. Aber ich weiß auch: an vielen Tagen wird mir das gar nicht gefallen. Ein schöner Dram, der bei mir aber den richtigen Tag treffen muss, um voll einzuschlagen.