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Irish Diamonds - 12 Jahre

17. August 2020

Irish Diamonds 12 Jahre - Small Batch No 03

Alambic Classique ist einer meiner liebsten unabhängigen Abfüller, weil ich von dort bis heute noch nie einen Dram im Glas hatte, der mich enttäuscht hätte, und ich glaube auch, dass Alambic allgemein einen guten Ruf für leckere Abfüllungen hat. Umso überraschter war ich, als ich bei einer Auktion kurz vor Ende auf den „Irish Diamonds 12 Jahre - Small Batch No. 03“ stieß. Ein Single Barrel Bottling in Fassstärke noch dazu für zwei Jahre im Bourdeaux Barrel gelagert, für das offensichtlich niemand mehr als 21 € bieten wollte.

Erst wollte ich blind zuschlagen, warf aber dann doch noch einen kurzen Blick in die Base: durchschnittliche Bewertung zu dem Zeitpunkt 48,36 Punkte aus 37 Bewertungen. 98, 92, 92, 91 am oberen Ende der Skala, 3, 4, 5, 10 Punkte am unteren Ende. Ui. Das musste ich mir genauer ansehen und las ein wenig: „...der absolut letzte Schrott“, „Untrinkbar, ungenießbar und absolut untragbar.“, „Da polarisiert nichts, der ist einfach nur schlecht.“, „...soll das Whisky sein?“, „Boah ist der Scheiße!“, „Alles in allem ein schöner ... naja...sagen wir mal Aperitif“, „Ein absolut faszinierendes Bordeaux-Rotwein-Finish.“, „Untrinkbarer Fusel“, usw.

Was soll ich sagen? Meine Neugier war irgendwie geweckt, denn solche Bewertungen hatte ich bisher nur für äußerst obskure Whiskys aus sonstwelchen Ländern gelesen, aber ein Ire und noch dazu von Alambic Classique, die ich, wie schon erwähnt, als Abfüller mit äußerst leckeren Drams im Kopf hatte. 22 € geboten, 3,2,1, meins. Der ursprüngliche Ausgabepreis scheint nach meinen Recherchen so um 60 € gelegen zu haben.

Aroma:

Direkt nach dem Einschenken: kurz dran gerochen, auf die Flasche geguckt, wieder dran gerochen, nochmal intensiv das Label studiert und dann wieder dran gerochen. „Single Malt Irish Whiskey“ steht auf dem Etikett, im Glas ist aber ganz eindeutig Gin. Naja, dass verfliegt bestimmt.
15 Minuten später: Eindeutig immer noch Gin. Vielleicht aber auch ein Aquavit. Studiere nochmal das Etikett.
Weitere 15 Minuten später: Ja, Gin. Und Aquavit., Wacholder und Kümmel ohne Ende, dazu Orangeat und Lebkuchengewürz. Minimal dunkle Schokolade, Majoran und Kräuterhonig. Hat was von einem Magenbitter. Ich trau mich nicht zu probieren.
5 Minuten später: Label nochmal genau durchgelesen, da der Dram inzwischen nach Underberg oder Unicum riecht. Ach, was solls.

Geschmack:

Zutiefst bittere, muffige Orangenlebkuchen von Weihnachten 1987 erobern als Erstes die Zunge, dahinter folgt eine ordentliche Portion Mucosolvan, angereichert mit einem kräftigen Spritzer Underberg, Tanninen und Anis. Mit viel Wohlwollen kann ich noch Karamell und Honigbonbons finden. Spätestens beim dritten Schluck schmeckt der Dram wie Franzbranntwein riecht, wenn man ihn mit kandierter bitterer Orange mixt.

Abgang:

Erstaunlich kurz, leicht scharf und wärmend, bittere Hustenbonbons mit Rotweingeschmack, Wacholder und Kümmel.

Fazit:

Wow - Das ist mal ein Erlebnis. In jeder Blindverkostung hätte ich Frau und Kinder verwettet, dass das kein Whiskey ist. Diese furchtbar über allem liegende bitter-süße Orangenote mit den Hustensaftanleihen und der Wacholder/Kümmel-Kombination ist vermutlich ähm.....einzigartig. Nehmt aus dieser Rezension bitte genau eines mit: rührt diesen Whiskey nicht an. Alles andere von Alambic könnt ihr bedenkenlos und blind kaufen, aber den bitte nicht. Ich hab keine Ahnung, was das sein soll, aber ich werde es jetzt mal ein halbes Jahr stehen lassen und dann testen, was aus dem Zeug wird, wenn Luft rankommt. Eine Base-Bewertung werde ich nicht abgeben, denn dort sollte man nur Whiskey bewerten.
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