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Hanse Spirit Hamburg 2024

31. Januar 2024

Hanse Spirit 26.01.2024 – Messehalle Hamburg

Wie ihr daran erkennen könnt, dass ich den Bericht mit einer schlechten Fotocollage betiteln muss, war ich auf der Hanse Spirit am letzten Freitag direkt mal wieder als vollkommen professioneller Blogger unterwegs und habe vergessen auch nur ein einziges Foto von der Location zu machen. Stattdessen hab ich mich so auf das Verkosten von Whisky und auf das Unterhalten mit Besuchern und Ausstellern konzentriert, dass alles andere hinten runtergefallen ist – Nicht mal alle Abfüllungen, die ich probiert hab, hab ich auf einem Bild verewigt. Shame on me – Ihr müsst jetzt also mit verwackelten Fotos von komischen Whiskyflaschen leben und ansonsten eure Phantasie anstrengen. 


Nachdem die Hanse Spirit bereits letztes Jahr aus der Fischauktionshalle am Hamburger Fischmarkt in die Hamburger Messehallen umgezogen war, gab es diesmal wieder einen Locationwechsel: allerdings ging dieser nur eine Messehalle weiter nach rechts. Vorteil: eine deutlich größere Halle und alle Aussteller auf einer Etage anstatt wie letztes Jahr über zwei Etagen verteilt. Leider deutlich sichtbarer Nachteil: es wirkte an einigen Stellen schon recht leer, obwohl über die beiden Tage hinweg laut offizieller Verkündung fast 5.000 Besucher und über 80 Aussteller da waren. Die Gänge waren sehr großzügig angelegt und es gab auch einige Lücken. Am Anfang hab ich zu mehreren noch gesagt, dass ich mich über ein paar mehr Pflanzen, Deko oder Sitzecken gefreut hätte, die von der an sich ja kargen Messehalle abgelenkt hätten, aber ich muss gestehen, dass mir das im Laufe des Tages immer weniger aufgefallen ist – Whisky trinken lenkt halt ab. Der grundsätzliche Umzug in die Messehalle hat sich übrigens als völlig richtig erwiesen, denn noch am Dienstag/Mittwoch vor der Hanse Spirit stand die Fischauktionshalle dank Sturmflut unter Wasser. Da wäre wohl zwei Tage später keine Messe möglich gewesen.


Vorab: ich habe auf der Messe mit so vielen verschiedenen Leuten über so viele verschiedene Themen geredet, gefachsimpelt und rumgeblödelt, dass ich das in meinem Nachbericht gar nicht alles erwähnen kann. Han, Lars, Roger, Aaron, Nicole, Malte, Peter, Sandra, Timo, Hanka, Michael, Tobi, Sebastian, Mimi, Martin seien hier nur als die ersten Fünfzehn genannt, die mir jetzt einfallen – Es waren bestimmt noch so viele mehr. Fühlt euch alle gedrückt. Zusammen mit den Ausstellern seid ihr das, was an einer Whiskymesse am meisten Spaß macht.


Punkt 15 Uhr stand ich mit diversen anderen Whiskyliebhabern in der langen Schlange am Einlass und erkundete nach einem kurzen Umweg über die wie immer super zuverlässige Garderobe erstmal die heiligen Hallen des Tages. Ein erstes Winken, Nicken, Lächeln hier, Begrüßen dort, Eindrücke aufsaugen, einmal noch ohne die ersten Drams intus den Aufbau und die ungefähre Lage der Stände einprägen. Außer der oben beschriebenen Optik der großen Messehalle direkt auffallend: die vier großen Wasserinseln, die ich im Laufe des Tages für bestimmt 2,5 Liter immer wieder aufsuchen sollte. Wie ihr im folgenden Text feststellend werdet, war diese Menge an Wasser aber auch wichtig, um all die probierten Whiskys zu verarbeiten. 


Nachdem ich während meiner Orientierungsrunde an bestimmt zehn Ständen tapfer kopfschüttelnd den ersten Dram des Tages abgelehnt hatte, klopfte Malte mich am Stand von Kammer-Kirsch dann allerdings weich: ich startete also mit einem sieben Jahre alten Arran abgefüllt zum hundertjährigen Bestehen von Kammer-Kirsch in die Messe. Eine leichte, süffige Trinkstärke aus Bourbon & Sherryfässern – Nicht überragend, aber ein richtig ordentlicher Starter. Natürlich hab ich direkt mal kein Foto von der Flasche gemacht. Was am Stand von Kammer-Kirsch im Laufe des Tages auffiel: da war immer ordentlich was los und man sah die Mitarbeiter sehr häufig in den Gruppen vor dem Stand stehen, dort ausschenken und fachsimpeln. Das hat dort meines Erachtens auf jeden Fall mehr Besucher als an anderen Ständen angezogen, ist aber natürlich auch nur mit einem größeren Personalaufwand umsetzbar und damit für kleinere Aussteller gar nicht leistbar. 


An dieser Stelle vielleicht passend: liebe Aussteller auf der Hanse Spirit: durch den großzügigen Platz waren all eure Stände immer gut erreichbar und das Standpersonal war nicht nur extrem nett, sondern auch fachkundig und immer wieder für ein längeres Gespräch aufgelegt, so denn dadurch nicht die Bedienung anderer Kunden behindert wurde. Ihr habt spannende Tipps und gute Empfehlungen gegeben und auch tapfer durchgehalten, wenn ich euch mal wieder ein Ohr abgekaut hab. In diesem Text erwähne ich nur die Aussteller, bei denen ich etwas probiert oder erworben habe, aber es waren natürlich noch viele andere wie Pernod-Ricard, Bacardi, Anam na h-Alba, Whiskywarehouse No.8, Langatun, Sauerländer Edelbrennerei, Whisky Viking, HaWe Bremen, Scheibel und und und vor Ort. Um alle zu besuchen und überall zu probieren hätte ich mindestens vier Tage gebraucht.


Apropos Probieren: den zweiten Dram des Tages gab es am Stand von Whiskyjason und diesmal hab ich auch an ein Foto gedacht: ein Kentucky Straight Bourbon von „Never Say Die“ aus einer Small Batch-Abfüllung mit 47,5% Alkoholgehalt. Das war eine richtig schöne Vanillebombe, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte, am Ende der Messe noch zu kaufen, da ich sie nicht den ganzen Tag mit mir rumschleppen wollte….und dann hab ich es natürlich vergessen. Ich kann aber immer empfehlen, am Stand von Jason mal über den Tellerrand gen USA zu gucken. Auch wenn ich vermutlich kein Bourbon-Nerd mehr werde: die dortigen Brennereien haben auch schöne Töchter. 



Nächster Aufenthalt: Birkenhof Brennerei. Überall, wo es keiner hören will, schreibe ich ja immer wieder, wie großartig mir der Whisky (Fading Hill) von dort gefällt, dass jeder den Eierlikör von dort probieren sollte und dass ich ein absoluter Fanboy dieser Brennerei bin. Ein mehrfacher Besuch am Stand und immer wieder andere Besucher auf der Jagd nach tollen Spirituosen dort hinschicken war also Pflicht-Fanboy-Programm für mich. Ich habe mir dort eine Flasche vom neuen Peated Single Cask aus dem hauseigenen Rumfass gegönnt, welches ich beim Besuch auf dem Birkenhof im Mai direkt aus dem Fass probieren durfte (Foto ganz am Ende des Beitrags). Ein kleiner Eierlikör und ein Waldbeerenlikör mussten auch noch schnell verkostet werden. Leckeres Zeug und von meiner Begleitung sofort erworben.


Wie schon im letzten Jahr blieb ich auch diesmal immer wieder am Stand von Jumping Jack Production (Jack Wiebers) hängen und hab auch bei jedem fleißig Werbung gemacht, dort ebenfalls hinzugehen. Mit einem Allt-A-Bhainne 13 Jahre von Gleann Mor aus der „Rare Find“-Serie ging mein Whiskyleben auf der Messe weiter. Der Abfüller schreibt es nicht drauf, aber es war vermutlich ein Bourbonfass, welches mit seinen 52,6% einen ganz tollen Eindruck bei mir hinterließ. Ich hab aus der „Rare Find“-Serie tatsächlich noch nie einen Whisky getrunken, der mir nicht gefiel – Leider allerdings sind die Abfüllungen alles andere als Schnäppchen. Zum Probieren aber immer eine Empfehlung wert. Hab ich auf Messen bisher nur bei Jack Wiebers gesehen…..




Wie so häufig bleibe ich auf Messen immer wieder am Stand von Alba Import hängen und probiere mich dort anstatt durch die Marken dieses Importeurs eher durch die hauseigene Alba Trail-Serie, die immer wieder mit spannenden Abfüllungen aufwartet. In den letzten Jahren hab ich dort mindestens einen schönen Glenburgie aus dem Islay Cask und einen Glen Moray aus dem Bourbonfass am Stand probiert und direkt erworben und auch diesmal wurde ich fündig: ein 13 Jahre altes Single Cask von Teaninich, einer meiner liebsten Brennereien, aus einem Bourbonfass, welches offensichtlich ein Islay Cask Finish erhalten hatte. Probiert, für großartig befunden, zugeschlagen. Die Flasche werde ich demnächst bestimmt für ausführliche Tasting Notes öffnen.




Der nächste Weg führte mich wieder zurück zum Start an den Stand von Kammer-Kirsch, wo Malte mich schon beim ersten Dram des Tages auf einen 17 Jahre alten Arran aus dem Calvadosfass aufmerksam gemacht hatte, den ich ob seiner Fassstärke erst später probieren wollte. Jetzt war also später…..und was soll ich groß sagen? Dieser Whisky wurde mir vollkommen zurecht angepriesen. So viel tropische Noten, so viel Apfel, so viele Vanille – Ein richtig toller Whisky. Spannend auch: beim Schnuppern am frisch geleerten Glas roch es, als wenn mir jemand flüssige Apfelringe ins Glas gekippt hätte. Leider übrigens mal wieder ohne Foto.


Nach einer leckeren Runde Pulled Pork am Cateringstand blieb ich dann wieder am Stand von Jack Wiebers hängen, wo mich vorhin schon ein Glen Elgin 24 Jahre aus der Rare Find-Serie von Gleann Mor angelächelt hatte, der nun einfach ins Glas musste. So weich, so rund, so süffig, so vanillig, so tropisch, so fruchtig, so eine Granate – Auch wenn noch einige Whiskys an diesem Tag folgen sollten: das war mit Abstand mein Messehighlight. Die ganze Flasche selber weit über meinem Limit, aber probieren musste ich einfach mal.




Eine längere schöne Unterhaltung am Stand von Eggers & Franke führte dann zum nächsten Dram: einem ganz normalen aktuellen Old Pulteney 18 Jahre. Gemeinsam mit jemandem vom Stand hatte ich mich ausgetauscht, wie sehr wir den Pulteney 17 Jahre vermissen, der ja schon seit längerem nicht mehr abgefüllt wird. Den 18er hatte ich vor Jahren mal probiert, aber dann irgendwie nie mehr angerührt, weil er mir eher beliebig erschien. Nun ergab sich mal wieder die Gelegenheit und ich muss meine Einschätzung revidieren: diese Abfüllung hat sich deutlich verbessert und muss von mir ganz offensichtlich nochmal außerhalb einer Messe in Ruhe verkostet werden. Salzmandeln, Milchschokolade, Vanille, matschige Rosinen, Weintrauben – Rund, salzig und lecker.




Beim nächsten Whisky weiß ich leider nicht mehr, an welchem Stand ich ihn probiert habe. Ich vermute, es war irgendwo im Bermudadreieck der Stände von Dirk Rosenboom, Jens Fahr und Jens Steinert, aber bei wem der drei genau? Keine Ahnung mehr. Ich sah jedenfalls die Flasche vor mir, fing direkt an zu singen und wurde diesen Ohrwurm über Stunden nicht los: „Run to the Stills“ – Ein Glen Scotia 1992-2014 von The Whiskyman. Unbekanntes Fass, fette Fruchtnoten, viel Nougat, Walnüsse, Orangen, Vanille und Wachs……und dann auch noch lecker. Run tooooo theee Stiiiiiiiiills. 



Als nächstes bin ich kurzzeitig am Stand von Kirsch versackt, denn die beiden dort sitzenden Brand Ambassadore von Amrut und Starward schenkten der Gruppe, mit der ich zu diesem Zeitpunkt unterwegs war, ordentlich von ihren Abfüllungen ein und die Gläser wurden unter uns immer im Kreis gereicht, so dass ich dort von sechs oder sieben verschiedenen Whiskys jeweils einen kurzen Schluck hatte. Zwei der Abfüllungen überzeugten mich dabei so sehr, dass ich mir vornahm, eine davon ganz am Ende der Messe zu erwerben. Nur eine und nicht beide, weil ich mein Budget für den Tag einhalten wollte. Es waren das Starward Single Cask 4296, eine persönliche Auswahl des anwesenden Ambassadors Lucas, und ein Amrut Kadhambam, mir sehr ans Herz gelegt von Ambassador Pramod (Ich hoffe, ich erinnere den Namen richtig). Welcher von beiden es wurde? Das seht ihr bei meinen Einkäufen ganz am Ende des Beitrags.



Es wurde Zeit für Rauch und das dann auch gleich ordentlich: Laphroaig Elements L1.0. Ich hatte mit der Abfüllung schon länger geliebäugelt und er bot mir dann auch genau das, was ich mir erhofft hatte: jede Menge typische Laphroaig-Noten. Jod, Torf, Salz, Möwenscheiße, Algen, Fischkutter. Dazu noch ein bisschen Vanille und fertig ist ein toller Whisky……wenn nur der mächtige Preis für diesen jungen Whisky nicht wäre. Ich denk nochmal drüber nach, ob ich den wirklich möchte.



Der letzte Dram des Tages führte mich mal wieder zu Jack Wiebers (Überraschend, oder?): ein Ardbeg 14 Jahre aus der Whisky Racing Formel Lau-Serie, Bourbonfass, 50,8% - Gut, dass es den nur noch zum Probieren und nicht mehr zum Kaufen gab, denn sonst hätte ich mein Budget vermutlich mächtig überschritten. Geiles Zeug und definitiv ein Probiertipp für jeden, dem diese Abfüllung zufällig über den Weg läuft.


Zum Abschluss ging es für mich wie oben schon angekündigt nochmal zu Kirsch Import, um mich dort unter den wachsamen Augen der beiden Brand Ambassadore Lucas (Starward) und Pramod (Amrut) für einen der beiden von mir ins Auge gefassten Whiskys zu entscheiden. Letztlich fiel meine Wahl auf dem Amrut Kadhambam, was von Lucas, der für seinen Kollegen das Kassieren übernehmen musste, mit freundschaftlichem Gemaule kommentiert wurde. Nebenbei entspann sich aufgrund meiner Fanjacke mit einem Leidensgenossen noch ein ausführliches Gespräch über die Buffalo Bills, welches den Tag für mich schön ausklingen ließ. Ab in die U-Bahn und nach Hause, auf der Rückfahrt noch Malte zutexten und stolz die drei neuen Flaschen hinstellen. 


Ein langer Tag, ein schöner Tag – Auch wenn der Bericht anhand der Menge des verkosteten Alkohols so klingt, als wäre ich ein schwerer Alkoholiker. Ich hab nebenbei so viel Wasser getrunken, dass das zu verkraften war, obwohl der Gaumen seine Eindrücke am Ende natürlich nicht mehr komplett klar übermitteln konnte. 

Die Messe hast du wieder super auf die Beine gestellt, Chris Rickert. Vielen Dank an dich und alle Helfer. Schön auch, dass du aufgrund deiner alles im Griff habenden Helfer zwischendurch mal ein paar Minuten zum Reden hattest. Wir lesen uns. 



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