Letze Woche Freitag auf der Hanse Spirit lungerte ich gerade am Raritäten-Stand von Kirsch Whisky rum, als der hinterm Stand stehende Whisky Druide Michel Reick erzählte, dass sein neuer Outturn aus der Best Dram-Serie gerade ganz frisch durch den Zoll gekommen sei und er noch fix ein paar der neuen Flaschen zwei Wochen vor dem offiziellen Erscheinen am Nachbarstand von Flickenschild/Whizita zum ersten Probieren untergebracht hätte. Nach einem kurz darauf folgenden Befehl dort gefälligst probieren zu gehen, schlich ich also an den Nachbarstand, warf einen Blick auf die neuen Best Dram-Flaschen und da lächelte mich doch dieser Glen Moray an: 16 Jahre (21.11.2007-12.11.2024), First Fill Bourbon Cask, 56,1% Alkoholgehalt. Abfüllungen aus dieser Speyside-Brennerei aus Bourbonfässern sind für mich in den letzten Jahren fast zu einer Art Geheimtipp geworden, also musste ich den probieren…..und wie ihr ja seht, später auch kaufen.
Aroma:
Jede Menge Zitrusnoten und vergorene Äpfel kommen mir sofort aus dem Glas entgegen und schaffen damit erstmal eine schräge Mischung aus Cider und Apfelessig. Mit der Zeit gesellen sich Vanille, frische Blumen, Butterkekse, Orangen, ein Hauch Kirschlollies und Heidehonig dazu. Insgesamt so ein bisschen undefinierbar fruchtig frisch. Handwärme tut ihm gut und macht ihn noch fruchtiger.
Geschmack:
Die Fassstärke macht sich am Gaumen erstmal mit einer Portion schwarzem Pfeffer bemerkbar, wird dann aber von den restlichen Aromen einfach überrollt: Verkohlte Eiche, angebranntes Toast und dunkle Malzbonbons mischen sich mit Äpfeln, Zitromengras, und Toffee. Staubtrocken und bitter-süß, hat dieser Whisky im Geschmack fast gar nichts mit der Nase zu tun. Von fruchtig-frisch zu bitter-süß - Überraschend aber lecker. Auch hier tut dem Whisky Handwärme wieder sehr gut, weil er dadurch beim Trinken eine Art "warme" Ausstrahlung bekommt (Komisch umschrieben, ich weiß, aber so fühlte es sich für mich an).
Abgang:
Mittellang, dunkler Pfeffer, dunkle Eiche, Glühweingewürz, schwarzer Tee.
Fazit:
Wie oben schon erwähnt, hab ich den Glen Moray auf der Hanse Spirit probiert und direkt danach gekauft. Das zeigt: Ich mag das Zeug und das sogar sehr. Die fruchtige Nase mit der angenehmen Bitterkeit im Mund - Das ist genau meine Komfortzone, aber, das muss man auch ganz klar festhalten, es ist eindeutig ein Whisky für Bourbonfassliebhaber. Wer eher auf Sherrywhiskys steht, wird mit dieser Abfüllung nicht glücklich, aber wer, so wie ich, aus der Bourbonfassecke kommt, der wird hier einen schönen Whisky genießen können.