Malte Schweia, der Whiskynerd hinter dem unabhängigen Abfüller Dram Way, wohnt bei mir um die Ecke und man kennt sich daher ganz gut. Als er im Herbst 2022 begann, unter Dram Way seine Abfüllungen auf den Markt zu bringen, hab ich erstmal skeptisch geguckt, aber als gut Nachbar muss man dann ja auch mal probieren und was nettes sagen und ihn für den Versuch loben und so…..und dann schmeckte das Zeug doch tatsächlich und ich musste ihn wirklich loben. Ich bin inzwischen zwar kein Stammkunde, weil ich einfach noch so viel anderes kaufe, aber nenne inzwischen schon drei seiner Abfüllungen mein eigen und durfte auch noch ein paar weitere Whiskys von Malte probieren.....und bisher hat mich das fast alles wirklich überzeugt.
Auf der „Just Whisky“ in Hamburg im letzten Herbst konnte ich an seinem Messestand den nun bei mir im Glencairn befindlichen 13 Jahre alten, mit 54,5% Alkoholgehalt abgefüllten Auchroisk mit einem Finish in einem Mavrodaphne-Fass probieren und war sofort begeistert. Als die Abfüllung dann im November in der 0,5 Liter-Flasche rauskam, musste ich sofort zuschlagen. Wer es nicht weiß (Also so wie ich, als ich die Abfüllung sah): Mavrodaphne ist ein sehr süßer griechischer Likörwein.
Aroma:
Mit Alkohol vollgesogene Pflaumen, dunkle saftige Kirschen und jede Menge rote Trauben aber auch matschige Rosinen drängen sofort wenig schüchtern aus dem Glas. Tannine, Mahagoni, Möbelpolitur und Blutorangen machen sich ebenfalls bemerkbar. Auch nach weiteren 20 Minuten im Glas ändert sich an den Aromen nichts mehr. Dieser Whisky ist in der Nase wenig subtil, sondern gibt direkt aufs Auge. 54,5% Alkoholgehalt? Nicht erkennbar.
Geschmack:
Im Mund ist der erhöhte Alkoholgehalt natürlich spürbar, aber alles andere als unangenehm. Der Auchroisk kommt nach der sehr süß-fruchtigen Nase erstaunlich herb am Gaumen an: Angebranntes Toast, dunkelste Schokolade, Walnussschalen, Tannine und Möbelpolitur ziehen den Dram erstmal auf die edelbittere Seite. Die immer noch vorhandene Süße kämpft sich aber immer wieder durch diese Aromen hindurch und bringt Blutorangen, Pflaumen, Vanille und Rosinen hervor.
Abgang:
Lang und dunkel, warm und trocken, irgendwie mit Zimt, verkohltem Holz, kaltem Kaffee, roten Trauben und einer undefinierbaren Fruchtsäure.
Fazit:
Dieser Auchroisk steht für absolut alles, was ich sonst immer an dem aktuellen Trend zu fetten, dunklen Sherrywhiskys kritisiere: Hier wird der sonst so sanfte, subtile und komplexe Auchroisk von einem Finish ordentlich geplättet und einzig seine nussigen Aromen kommen leicht durch. Käme diese Abfüllung aus dem gewohnt nassen Sherryfass, dann würde ich jetzt meckern. Hier ist das aber (für mich erschreckenderweise) wirklich lecker, von einem Whisky einfach mal wenig subtil auf die Fresse zu bekommen. Die Süße in der Nase, das Edelbittere im Geschmack, der lange, warme Abgang - Eigentlich überhaupt nicht mein Stil und weit weg von meiner Komfortzone, aber trotzdem: Leider geil.