Ich gebe zu, zuallererst hat mich an diesem Whisky das Label gereizt, aber nachdem ich die Rahmendaten studiert hatte, war ich endgültig überzeugt und hab direkt zugeschlagen, ohne zu wissen aus welcher Brennerei der Whisky eigentlich kommt: 11 Jahre alt, Speyside, First & Second Fill Bourbon, Lightly Peated und 52,6% Alkoholgehalt. Als ich dann heute in der Base entdeckte, dass es sich um einen Whisky aus einer meiner absoluten Lieblingsbrennereien handelt, hab ich mir still und heimlich auf die Schulter geklopft: ein Tormore. Aber Lightly Peated? Tormore hat doch eigentlich gar keinen Rauch, allerdings gab es schon Abfüllungen aus Islay Casks, die höchst spannend waren. Bin neugierig, was mich erwartet.
Aroma:
Frucht, Frucht, Frucht - Wow. Schöner Start. Weißer Pfirsich, Mango, überreife Mandarinen, grüne Äpfel, Passionsfrucht, Vanille, Honig und Eukalyptus dominieren in der Nase. So riecht Sommer. Holz? Malz? Kräuter? Nix zu finden. Nach 30 Minuten im Glas bilde ich mir minimal Eiche und eventuell auch Rauch ein, beides aber wohl eher, weil ich es finden will und nicht weil es wirklich da ist.
Geschmack:
Rosa Pfeffer, helles Holz und tatsächlich leichter Rauch finden sich anfangs am Gaumen ein, während die fruchtigen Noten aus der Nase erstmal nicht auftauchen. Im zweiten Schluck zeigen sich Birnen, Äpfel und Mandarinen - Sowohl mit der eigentlichen Frucht als auch mit der leicht bitteren Schale sowie mit einer guten Portion Pfeffer, kaltem Kaffee und dunklem Malz. Fruchtig-herb, edelbitter, staubtrocken, aschig.
Abgang:
Mittellang, sehr warm und trocken, helles Holz und Kaffee, alhoholgeschwängerte Mandarinen und kalter Rauch.
Fazit:
Spannender Whisky. In der Nase mit all seiner aufregenden Frucht ein Dram für einen tollen Sommernachmittag, weil er in der Nase als kräftiger Fruchtcocktail durchgeht. Im Geschmack und im Abgang dann ein Dram für die letzten Minuten des Abends, wenn die Reste vom Holz im Feuerkorb nur noch glimmen, es langsam kalt wird und die Mücken rauskommen. Das passt jetzt einzeln nicht so richtig zusammen, aber lecker ist es zumindest für mich trotzdem. Preislich liegt der Nailed Puppet bei etwa 65€, was für einen 11 Jahre alten, unabhängig abgefüllten Whisky in erhöhter Trinkstärke derzeit absolut normal ist. Gefällt mir.