Teaninich 14 Jahre - First Fill Châteauneuf du Pape Finish
Longvalley Selection
Teaninich ist bei mir über die letzten Jahre zu einer Brennerei gewachsen, zu der ich immer wieder sehr gerne greife, weil ich ganz einfach sehr gute Erfahrungen mit ihr gemacht habe. Dazu bin ich neben reinen Bourbonfassreifungen auch noch zu einem Fan von Rotweinfassreifungen/finishes geworden, so dass ich den nun vor mir im Glencairn atmenden Whisky blind gekauft habe. Ich hab hier einfach mal meinem Instinkt vertraut und bin schon gespannt, ob ich da richtig gelegen hab.
Teaninich ist einer der Hauptbestandteile von Johnny Walker, aber auch in anderen Blends wie dem VAT 69 enthalten, daher produziert die Brennerei hauptsächlich für die Blendindustrie und ist als Single Malt nur wenig präsent. Als 10 Jahre alte Abfüllung in der Flora & Fauna-Serie kann man ihn bekommen, ansonsten aber nur bei unabhängigen Abfüllern. Dieser hier ist vom Schweizer Abfüller Langatun bzw. High Spirits Distribution, die ganz frisch ihre Longvalley Selection gestartet haben.
Châteauneuf du Pape ist ein Weinanbaugebiet in Frankreich, welches vor allem durch seine roten Cuvèe-Weine bekannt ist und immer mal wieder einen der besten Rotweinjahrgänge Frankreichs hervorbringt. Im Weinhandel kann man die Weine aus diesem Gebiet immer sehr gut an den auf die Flaschenschulter geprägten gekreuzten Schlüsseln Petri und der dreifachen Krone als Insignien des Papstes erkennen, da der Name des Châteauneuf du Pape auf den Sommersitz von Johannes XXII zurückgeht.
Genug gelabert, hier nochmal die Rahmendaten: 14 Jahre alt, Finish in einem First Fill Châteauneuf du Pape-Fass, 50% Alkoholgehalt, 227 Flaschen.
Aroma:
Vollkommen vergorene, matschige Pflaumen, Brombeeren und Zimt kombinieren sich mit Sahne, Leder, fauligen Orangen und einem sehr würzigen Kräutergarten aus dem spannenderweise Lorbeer klar hervorsticht. Hinzu kommen eine klar erkennbare kräftige Säure und ein von den anderen Noten völlig untergebutterter Alkohol. Handwärme tut ihm sehr gut, denn dann kommen Tannine hervor, die der Säure ihre Dominanz nehmen.
Geschmack:
Der Teaninich schleicht erstmal sehr mild und in Zeitlupe über die Zunge, bis der würzige und schwere Rotwein die Führung übernimmt: Saftige Brombeeren, Creme de Cassis, Tabakkrümel und altes, brüchiges Leder legen sich fett und cremig im Mundraum ab. Dazu gibt es Nougat, Espresso und feuchte Erde, aber auch eine gewisse säureartige Bissigkeit und eine plötzlich auftauchende Orangennote. Wie auch im Aroma gilt: Handwärme tut ihm sehr gut, nimmt ihm seine Bissigkeit und macht ihn äußerst angenehm.
Abgang:
Schwer und dunkel, mit Johannisbeeren und Brombeeren, Leder, erdigen Tönen, feinen Tanninen und schwarzem Pfeffer. Vor allem die dunklen Beeren bleiben sehr lange am Gaumen.
Fazit:
Dieser Teaninich ist genau mein Ding - Hier hat mich mein Instinkt nicht getrogen. Das Rotweinfinish und der sahnig-fruchtige Brennereicharakter ergänzen sich zu einem richtig leckeren Dram, allerdings mit einem klaren „Aber“: mit Handwärme ist dieser Whisky großartig, auf normaler Zimmertemperatur nur leicht überdurchschnittlich - Für ein richtig feines Erlebnis also entweder im Sommer trinken oder zwei Minuten das Glas in die Hand nehmen. Für mich passt auch das PLV, denn der Teaninich liegt preislich bei 100-105 €, was er mir aufgrund meiner geschmacklichen Vorlieben auch wert ist. Zudem ist er noch in diversen Whiskyshops zu bekommen. Probieren.