Whisky aus Taiwan? Na klar: Kavalan. Kennt doch jeder und, was noch viel spannender ist, mögen auch ganz viele. Aber gibt es in Taiwan eigentlich noch mehr Brennereien? Ja, gibt es - Sonst wäre die ganze Einleitung hier auch irgendwie Blödsinn, oder? Die Nantou Distillery wurde bereit 1978 gegründet und produziert seit 2008 auch Whisky. Erstmalig ist mir Nantou begegnet, als Ende 2020 zwei Einzelfässer über Anam na h-Alba ihren Weg nach Deutschland fanden, die sehr spannend klangen. Allerdings schreckte mich der Preis von 229€ für eine Flasche einer mir völlig unbekannten Brennerei ab und so schob ich den Gedanken ans Probieren wieder weit weg. Neulich aber lief mir diese schöne 200ml-Flasche Nantou Omar aus dem Bourbon Cask über den Weg, kostete keine 20€ und musste als Beifang des eigentlichen Einkaufs irgendwie mitkommen. Weitere Rahmendaten: 46% Alkoholgehalt, abgefüllt 2016. Wann gebrannt? Keine Ahnung.
Aroma:
Äpfel, Heidekräuter, Mandarinen, Vanille, Eukalyptus und helles Holz dominieren den ersten, sehr frischen Eindruck. Später kommen Zitronengras, Keksteig und Muskatnuss noch hinzu, so dass der Eindruck eines fruchtigen Sommerwhiskys noch verstärkt wird. Nicht verstecken kann sich allerdings durchgehend eine leicht metallische Note, die auf einen eher jungen Whisky schließen lässt.
Geschmack:
Der erste kleine Schluck ist im Mund und meine Geschmacksknospen melden einen fruchtig-würzig-pfeffrig-holzigen Eindruck. Mandarinen, Ananas, Honig und Vanille vermischen sich mit schwarzem Pfeffer, einem angebrannten Erdnussbuttertoast, dunklem Holz und Heidekräutern zu einem herben, staubtrockenen Whisky mit fruchtigem Hintergrund. Die Jugend ist weiterhin klar erkennbar, aber nicht mehr so präsent wie in der Nase.
Abgang:
Mittellang, staubtrocken, mit Vanille, verkohltem Holz, Pfeffer, dunkler Schokolade, Orangen und Walnussschalen.
Fazit:
Kurz zusammengefasst: das ist ein anfangs fruchtig-bitterer Sommerwhisky, der später ins herbe kippt und seine Jugend nur schwer verbergen kann. Der Nantou Omar schmeckt jetzt nicht schlecht, aber auch nicht gut, eher so durchschnittlich. Ich werde die kleine Flasche ganz in Ruhe austrinken und wohl nur nachkaufen, wenn ich einen Nantou finde, der erkennbar älter als dieser ist. Kann man trinken, muss man aber nicht. Ich sehe es ein bisschen wie beim First Release von Lochlea: das Potential der Brennerei für einen super fruchtig-erfrischenden Whisky ist vorhanden, der Whisky muss nur noch ein bisschen wachsen.