Blog Layout

Miltonduff 10 Jahre - Samaroli

12. Januar 2023

Miltonduff 2009-2019 - Samaroli

Der unabhängige italienische Abfüller Samaroli gilt in der Whiskyszene als legendär für sein ideales Fassmanagement - Ein Ruf, welchen sich Samaroli seit Ende der 1970er erarbeitet hat, als sie der erste Abfüller von außerhalb Großbritanniens waren, der Single Malts in Fassstärke auf den Markt brachte. Ich hatte noch nie einen Samaroli im Glas und habe mir, angeregt durch eine Diskussion auf Facebook und die dortigen Lobpreisungen, einfach mal blind einen gejagt, um mir selber einen ganz kleinen Eindruck dieser Legende zu verschaffen: Miltonduff, 10 Jahre, 43% und der Weißweinfarbe nach wohl ein Bourbon Cask.


Man muss vorab sagen, dass man bei Abfüllungen von Samaroli ganz offensichtlich den "Namen" mit bezahlt, denn Single Malts dieses Abfüllers sind alles andere als Schnäppchen. Um hier mal einen Eindruck zu gewinnen, empfehle ich einen Blick auf die Seite des Weinhandels "Domaine Schwemmle", der viele Samaroli-Abfüllungen  vertreibt. Der Miltonduff vor mir im Glencairn wird derzeit zwischen 120€ und 140€ gehandelt, bei Auktionen ist er auch schon mal für 80-85€ zu bekommen.

Aroma:

Birne, Zitronengras, helle Trauben und Wildblumen sprudeln mir regelrecht aus dem Glencairn entgegen. Ein längeres Verriechen fördert noch eine ganze Frühlingswiese, Akazienhonig, Heidekräuter, saftige Mirabellen und frisch abgebrochene Äste zutage. Der Miltonduff haut mir Fruchtigkeit und feine Säure nur so um die Ohren. Wenn das kein Frühlingswhisky ist, was dann? Am spannendsten an seinem Aroma empfinde ich, wie intensiv 43% sein können.

Geschmack:

Auch am Gaumen bleibt der Whisky intensiv, was seine Aromen angeht, ist aber zugleich sehr süffig. Die leicht bittere Schale von Weintrauben, Bitter Lemon, ganz frisches Holz und Birnen dominieren den ersten Eindruck. Mit dem zweiten, dritten, vierten Schluck (verdammt, ist der süffig) machen sich noch Nougat, angebranntes Karamell, Gänseblümchen und Vanille bemerkbar. Als „Fruchtig-Edelbitter“ muss man den Geschmack wohl insgesamt einordnen. Hab ich schon süffig erwähnt?

Abgang:

Mittellang, mit Walnussschalen, kaltem Kaffee, angebranntem Holz, Vanille und leichter Säure.

Fazit:

Eine phantastische, überragende, unfassbar eindrückliche Nase wird zu einem höchst süffigen Dram der Marke „Frühling in Edelbitter“. Ist das nun so legendär wie der Ruf von Samaroli es nahelegt? Nein, ist es nicht. Aber es ist trotzdem ein sehr feiner Whisky, den ich ewig Verriechen und danach einfach wegtrinken könnte. Muss man diesen Whisky haben? Nein, muss man nicht. Das liegt aber insbesondere am Preis, denn ein Miltonduff 10 Jahre sollte nicht für 120+x € zu kriegen sein. Um die 60€ wäre es ein Pflichtkauf, 80€ gehen gerade noch. Genießen werde ich ihn trotzdem, denn lecker ist er ja durchaus.

Share by: