Laphroaig 10 Jahre - 1990er
Heute Abend ging mein Griff mal wieder in die Tiefen der Miniaturenkiste und förderte einen 10 Jahre alten Laphroaig aus den 1990ern zutage. Ich hab ewig keinen ganz normalen Standard-Laphroaig getrunken und dann auch noch einer aus meiner Whisky-Anfangszeit. Einer von diesen Whiskys, in die ich mich in damals verliebt habe und die dafür gesorgt haben, dass ich auch heute noch begeistert Whisky genieße.
Ein Abend mit einer alten Liebe - Ob diese Abfüllung mich immer noch begeistern kann?
Aroma:
Der typische Laphroaig-Rauch kämpft einen spannenden Kampf mit dem Muff und dem Staub eines 25 Jahre alten Minis. Das Ergebnis ist eine Art schwelendes Feuer von alten Pappen in einem nassen Keller. Dazu gibt es erstaunlich viel Honig sowie Vanille und Äpfel, während sich von den sonst so typischen Laphroaig-Noten wie Jod, Salz, Mull und Möwenscheiße nur das Jod durch den Old Bottle Flavour arbeiten kann.
Geschmack:
Für seine 40% Alkoholgehalt ist der Whisky überraschend pfeffrig auf der Zunge, besteht im ersten Moment aber leider ausschließlich aus feuchtem Moos mit einer kräftigen Prise Staub und Kalk. Es dauert vier, fünf ewige Sekunden bis sich glücklicherweise das kräftige Laphroaig-Destillat durch diese Noten gekämpft hat und zeigt, was es kann: erst kommt der aschige Torfrauch und schiebt den Muff regelrecht beiseite, während in seinem Schlepptau eine ordentliche Menge an Salz und Jod gemeinsam mit Vanille, kaltem Kaffee und einer Lederhandtasche über die Zunge rauschen. Spannenderweise ist es bei jedem Schluck so, dass ich den eher widerlichen Teil ausharren muss, bis die schönen Noten durchkommen.
Abgang:
Mittellang, mit viel Asche, Salz, Nougat, Vanille und Klavierlack, aber auch einer kräftigen Kupfernote.
Fazit:
Diese alte Miniatur war schon eine Herausforderung für Nase und Gaumen: ich hätte diesen Laphroaig, sobald er im Mund war, am liebsten ausgespuckt, so fies waren die Old Bottle Flavour-Noten, hab mich aber gezwungen ihn länger im Mund zu behalten und wurde dann mit einem leckeren Dram belohnt. Dass das jeden Schluck wieder so war, war nicht schön, aber was tut man nicht alles für einen guten Whisky. Ich glaube, ich muss mir irgendwo mal eine große Flasche von diesem alten Whisky jagen und ihn nochmal in Ruhe genießen, was bei diesem Mini leider nicht möglich war. Die alte Liebe ist in jedem Fall noch da.