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Glenfarclas 9 Jahre - SMWS

2. März 2023

Glenfarclas 9 – SMWS „1.264“ - Spicy Cherry Danish

In einem Mailwechsel neulich mit Matthias Rech von „Alle Vögel fliegen hoch“, einer PR-Agentur, die aus dem Whiskybereich u.a. die dänische Brennerei Thy Whisky und die Berliner Spreewood Distillers („Stork“) betreut, kamen wir auch auf die „Scotch Malt Whisky Society“ (SMWS) zu sprechen, deren Abfüllungen ich bisher bis auf ein kleines Tasting in Frankfurt vor etlichen Jahren und (wie ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste) bei der aktuellen Blind Tasting Challenge für Blogger von Peter Moser (Link!), in meinem Whiskyleben eher ignoriert hatte. Matthias vertritt mit seiner Agentur auch die SMWS und warf mir einfach mal eine von deren Abfüllungen zum Probieren in die Post. Die SMWS ist, für die, die es nicht ohnehin wissen, ein Whisky Club dessen Abfüllungen man normalerweise nur über eine Club-Mitgliedschaft (oder eben über den Zweitmarkt) bekommt. Bisher habe ich SMWS-Abfüllungen immer eher als Abfüllungen für „Puristen“ eingeordnet, weil es nach meiner Wahrnehmung viele, viele Bourbonfassreifungen, nur wenige Sherry- oder gar Rotweinfässer und fast gar keine exotischen Finishes gibt. Grundsätzlich wäre ich also eigentlich absolut die Zielgruppe der SMWS, konnte mich bisher aber immer mit dem Argument „Es gibt so viele unabhängige Abfüller, deren Whiskys ich entdecken kann und möchte, da muss ich mich nicht mit einer Mitgliedschaft an einen davon binden“ selber davon überzeugen, kein Mitglied zu werden. Trotzdem gucke ich schon immer wieder mal auf den aktuellen Outturn der SWMS und denke dann „Spannend wären diese Abfüllungen ja schon…..“


Ob Matthias nun meine Whiskyvorlieben kannte, weiß ich nicht, aber mir einen 9 Jahren alten Glenfarclas aus dem Bourbon Cask zu schicken, war definitiv schon mal eine gute Idee. Eine Brennerei, die in meiner Empfindung in ihrem Charakter immer wieder von den allgegenwärtigen Sherryfässern untergebuttert wird, einmal aus dem klassischen Bourbonfass genießen zu dürfen, entspricht jedenfalls schon mal genau meiner Komfortzone – Allein durch die Rahmendaten hat der Glenfarclas also schon mal vorab bei mir gepunktet: 9 Jahre, Bourbonfass, 58,4%. Gucken wir doch mal, was dieser Whisky im Glas kann:


Aroma:


Vanille und Birnencider sind die ersten beiden Noten, die mir in die Nase schießen. Der Glenfarclas ist durch seine Fassstärke natürlich nicht schüchtern, aber auch nicht annähernd aggressiv. Klar erkennbar, aber eher ein wenig schmeichelnd kommt er in meiner Nase an. Zitrone, Kalk und Butterkekse gesellen sich zu den ersten Noten hinzu, während im Hintergrund hie und da ein wenig Eichenwürze durchscheint. Als ich nach dem ersten Verkosten ein wenig Wasser hinzugebe, entwickelt der Dram zusätzlich noch deutlich erkennbare Apfelnoten. Von dem namensgebenden „Spicy Cherry Danish“ kann ich hier noch rein gar nichts erkennen.


Geschmack:


Ok, „Spicy“ hab ich jetzt gefunden, denn der Glenfarclas knallt mir im ersten Schluck doch ordentlich weißen Pfeffer auf die Zunge, was allerdings nicht unangenehm, sondern eben halt „spicy“ ist. Bitter Lemon, Walnussschalen, angebranntes Karamell, Eichenwürze, Heidekräuter, Vanille und die Säure von kaltem Kaffee lassen sich anschließend ohne Probleme aus dem sehr trockenen Dram herausschmecken. Auch hier sorgt Wasser für das Hervorkommen von Apfelnoten, diesmal gibt es auch noch Butterkekse dazu. „Cherry“ finde ich nur ganz gelegentlich durchscheinend, aber vermutlich auch nur, weil ich wegen dem Namen der Abfüllung explizit danach suche und die Kirschen daher schmecken möchte. Das „Danish“ kann ich überhaupt nicht zuordnen, denn der Norddeutsche in mir erwartet bei „Danish“ irgendwie Hot Dogs, Remoulade, Lakritz, Smørrebrød oder Fisch…..


Abgang:


Mittellang und sehr trocken, mit weißem Pfeffer, Eichenwürze, Äpfeln und Birnen sowie einem Hauch Vanille und Kaffee.


Fazit:


Dieser Glenfarclas der SMWS ist kein Wunderdram, der mich aus den Schuhen haut, aber auch alles andere als eine Enttäuschung. Ein grundsolides, schmackhaftes, puristisches Bourbon Cask, welches mir persönlich klar und deutlich zeigt: auch bei Glenfarclas muss es nicht immer Sherry sein. Der Whisky hat alles, was es für meinen Geschmack braucht, um ihn gemütlich wegzusüffeln (sofern man das bei 58,4% überhaupt so nennen kann). Allein, dass ich mir nach dem Verkosten ganz unbewusst nachgeschenkt hab, war für mich schon Zeichen genug. Wenn jemand allerdings irgendwas besonders aufregendes, eine bahnbrechende Entdeckung oder irgendwas ähnliches von dieser Abfüllung erwartet, dann wird er enttäuscht werden. 


Hat mich dieser Whisky nun davon überzeugt, dass ich sofort morgen in die SMWS eintreten muss? Nein, hat er nicht, denn ich stehe als sturer Norddeutscher weiterhin auf dem Standpunkt, dass ich auch ohne eine Mitgliedschaft in einem Whiskyclub genügend Zugriff auf unabhängige Abfüllungen habe, die mir schmecken werden. Aber die Abfüllung hat, in Verbindung mit der oben schon verlinkten Blind Tasting Challenge, zumindest dafür gesorgt, dass ich tatsächlich darüber nachdenke, ob es nicht zumindest für ein Jahr mal eine spannende Option wäre, um mehr von diesem Abfüller probieren zu können.


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