Vor etwa anderthalb Jahren ist die deutsche Birkenhof Brennerei mit ihren „Fading Hill“-Whiskys auf meinem Radar aufgetaucht und seitdem nie wieder von dort verschwunden. Gerade die Single Casks wie das legendäre Fass 337, das folgende Bourbon Cask 324, das Bordeauxfass aus dem Frühjahr, die Bourbon&Port-Abfüllung, usw. haben mich bisher immer begeistert zurückgelassen, daher hab ich mir diesmal sogar ein Single Cask geholt, dessen Finish normalerweise nicht in meiner Komfortzone liegt: 6 Jahre, 53% und halt ein Moscatel-Finish.
Ich kenne Moscatel sowohl als klebrig, süßen (und aus meiner Sicht widerlichen) Likörwein, aber grundsätzlich macht der als trockener Weißwein auch durchaus eine gute Figur. Beiden gemein ist die kräftig, würzige Fruchtbombe, die ihn ausmacht. Die fette, leuchtende Mahagoni-Farbe des Whiskys in meinem Glas deutet schon mal klar darauf hin, dass das genutzte Fass die Likörweinvariante enthielt.
Aroma:
Oh ja, das ist wirklich eine schwere, süße, ölige Fruchtbombe mit langen Beinen. Heftige Rosinennoten, mit Alkohol vollgesogene lila Kirschen, haufenweise Muskatnuss, erstaunlich viel Säure, Orangenschalen und Jasmin, aber auch Pomelo, dunkle Schokolade, Ingwer und Eichenwürze. Die Aromen strömen regelrecht aus dem Glencairn - Dieser Fading Hill ist nicht schüchtern, sondern haut mir seine Noten direkt aufs Auge.
Geschmack:
Der erste Schluck lässt mich in höchster norddeutscher Überraschung mit hochgezogener Augenbraue reagieren, denn ich hatte den Dram viel süßer erwartet. Kirschen und Orangen sind ordentlich präsent, kalter Espresso und Nougat drängen ebenfalls in den Vordergrund, Muskat und Limetten verstecken sich nicht, verkohltes Holz und etwas blumig-grasiges sind deutlich zu finden, Walnüsse und Rosinen klar zu erkennen - Wie in der Nase drängt der dickflüssige, fast kaubare Fading Hill mir seine Noten hier regelrecht auf. Süße hat der Dram, aber er ist sehr schwer und ölig und geht ganz klar in Richtung Edelbitter.
Abgang:
Lang, warm, dickflüssig. Leicht angebrannt, mit dunkelster Schokolade, jahrelang eingelegten Kirschen, Muskatnuss, einem blumigen Hintergrund und bitterer Orangenmarmelade.
Fazit:
Uff. Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein fettes Likörwein-Finish mal so abholen würde. Gerade der edelbittere Geschmack sagt mir so richtig zu, da er die Süße aus der Nase wunderschön unterbuttert und dadurch einen tollen Dram für späte Abende schafft. Mächtig gut, mächtig lecker, aber auch wirklich mächtig und definitiv nicht subtil. Wenn ihr dieses Jahr nur einen deutschen Whisky probieren wollt, dann doch bitte diesen hier. Lohnt sich auch für die aktuell 79€, die der Birkenhof dafür aufruft.