Beim Blick auf meine bisherigen Blogbeiträge war mir schon häufiger aufgefallen: ich hab noch nie einen Single Grain Whisky besprochen. Nicht, weil ich die nicht mögen würde, sondern weil ich derzeit nur geschlossene Single-Grain-Flaschen habe und diese nicht nur für eine Besprechung eine öffnen möchte, wenn noch genug anderes da ist. Dank eines Samples von
whic.de
lässt sich dieses Problem aber lösen: Ein Cameronbidge, der volle 25 Jahre in einem Sherry Cask reifen durfte, bevor er in Fassstärke abgefüllt wurde und sich nun in der Farbe von spätem Herbstlaub in meinem Glas präsentiert.
Aroma:
Süße, pfirsichartige, kaffeehaltige Bleistiftspäne. Dazu Karamell, Blaubeere und Pattex, letzteres aber nicht als Fehlnote, sondern harmonisch dazugehörend. Nach fast dreißig Minuten im Glas machen sich noch eine Blutorange und Eiche zusätzlich bemerkbar.
Geschmack:
Trotz Fassstärke sanft, aber trotzdem mit ganz viel Körper. Ich spüre regelrecht, wie sich die Schlieren im Mund verteilen. Viel Eiche, Kaffee, Vanille und dunkle, alkoholgeschwängerte Beeren. Sobald es Richtung Finish geht, kommt der Alkohol in Form von Pfeffer kräftig durch.
Abgang:
Ich hatte nach dem vollmundigen Geschmack einen seeeehr langen Abgang erwartet, deshalb bin ich überrascht, dass dieser Dram sich nur mittellang hält. Es bleibt am Ende eine deutliche Schärfe, versüßt durch Vanille, Eiche und Espresso.
Fazit:
Die durchgängige Sherryfasslagerung überlagert den klassischen Grain-Geschmack doch deutlich, was in diesem Fall aber nichts Schlechtes bedeutet. Der Dram wirkt dadurch warm wie ein regnerischer Abend am Kamin. Diese Abfüllung ist ein schönes Beispiel dafür, dass ein Single Grain durchaus mehr Daseinsberechtigung hat als immer nur in Blends verwendet zu werden. Gut.