Nichts Böses ahnend latscht man Abends gegen kurz vor 21 Uhr im Urlaub über die Straßen von St Pete Beach an der Golfküste von Florida und kommt an einem ganz normalen einfach Liquor Store vorbei, in den man einfach mal reingeht, nur um kurz zu gucken…..und dieser Store erweist sich dann als kleines Whisky-Paradies: alte Usquaebach, haufenweise Macallan, eine beeindruckende Laphroaig-Collection und mittendrin, klein und unscheinbar, sechs Flaschen Oban 18. Fast wäre ich daran vorbeigelaufen, bis mein Gehirn sagt „He, warte mal, da stand 18 und nicht 14, guck dir das mal genauer an.“ Angeguckt, kurz gesabbert, auf den Preis geguckt und sofort eingepackt. Der Oban 18 Jahre wird exklusiv für den amerikanischen Markt abgefüllt, zuletzt im Jahr 2015. Er hat 43% Alkoholgehalt und ist laut Base gereift in American Oak Casks. Anhand der goldroten Farbe hätte ich spontan eher auf Sherryfässer getippt, aber Geruch und Geschmack bestätigen eindeutig die Angabe in der Base.
Aroma:
Der erste Eindruck ist fruchtig, minimal rauchig und sehr schüchtern. Pfirsich, Zitronengras, Birne und Banane auf der fruchtigen, leicht tropischen Seite, dazu kommen altes morsches Holz, extrem hintergründiger, minimaler Rauch und Vanille, Heidekräuter und Salz. Der Oban braucht fast vierzig Minuten im Glas, bis man diese Aromen aus ihm rauskitzeln kann, dermaßen zurückhaltend ist er.
Geschmack:
Auf dem Gaumen landet beim ersten Schluck kräftig angebranntes, süßes, malziges Holz und mehr nicht. Ein zweiter Schluck offenbart genauere Eindrücke, allerdings bleiben diese immer im Hintergrund des dominanten Holzes: weißer Pfeffer, überreife Birne, Vanille, viel Walnussschale, aschiger Rauch, Lakritze und Paranuss. Holzig, würzig, leicht bitter, dazu ölig, mundfüllend und gewöhnungsbedürftig.
Abgang:
Trotz seiner nur 43% erstaunlich lang, mit weißem Pfeffer, morschem Holz, hintergründigem Rauch, ein wenig Zitrone, Vanille und plötzlich auch wieder minimale, undefinierbare Fruchtigkeit. Staubtrocken.
Fazit:
Hmm. Mit diesem Oban tue ich mich schwer. Ich habe versprochen, dass es heute Notes gibt, aber nach den Eindrücken dieses ersten Verkostens hätte ich den normalerweise in zwei/drei Tagen und dann vielleicht in zwei Wochen nochmal probiert, bevor ich Notes veröffentlicht hätte, denn der bisherige Eindruck ist dafür zu schräg. Wir haben hier einen sehr holzlastigen, fast ein wenig überlagerten Küstenwhisky mit klaren Bourbonfasseinflüssen und einem Hauch zu viel Bitterkeit. Mit jedem Schluck hab ich mich ein wenig mehr an diesen Whisky gewöhnt, aber der erste Eindruck war nicht wirklich gut. Stand jetzt ist der sein Geld (ca 140 €) nicht annähernd wert, aber ich hab das Gefühl, dass der einfach Luft braucht, um sich zu entwickeln. Den werde ich wieder probieren und meine Eindrücke dann eventuell korrigieren.