Der sechste und letzte Teil meiner Tier Lists durch die schottischen Regionen steht an und es ist die Region, vor deren Beschreibung ich mich am längsten gedrückt hab. Nicht, weil ich die Whiskys nicht mag, sondern weil es einfach sooooo viele sind und der Text daher so ewig lang wird.
Vorab ist aber natürlich zu erläutern, nach welchen Kriterien ich die Brennereien in meine Tier Lists aufgenommen und eingeordnet hab: aufgenommen wurden Brennereien, bei denen ich mich in der Lage fühlte aufgrund der Verkostung von genügend verschiedenen Abfüllungen zu beurteilen, ob mir der grundsätzliche Stil der Brennerei gefällt. Einzelne, durchaus sehr bekannte Brennereien wie Ardnamurchan oder Torabhaig oder andere fehlen daher in der Tier List ihrer jeweiligen Region, weil ich von denen halt einfach zu wenig oder sogar noch gar nichts probiert hab. Eingeordnet hab ich die Brennereien in die Tier Lists nach meinem ganz persönlichen, vollkommen subjektiven Geschmack und ich habe dabei wirklich nicht im Mindesten versucht, objektiv zu sein. An einigen Stellen sind zusätzlich auch noch sowas wie der Ruf oder das Marketing der Brennerei eingeflossen. Die Tier List gibt es immer als schönes Bild und darunter dann meine ganz kurzen, eingekürzten, knapp gehaltenen Kurzbegründungen zu den einzelnen Brennereien. In den einzelnen Kategorien sind die Brennereien dabei ganz neutral nach Alphabet geordnet.
Für mich war die Erstellung der verschiedenen Tier Lists eine spannende Reise, denn ich hab mich dafür durch die alten Notes auf meinem Blog gewühlt, mir auf meinem ewig alten Whiskybase-Account meine Bewertungen und leeren Flaschen von vor X Jahren angesehen und auch Blicke auf diverse Schmierzettel von uralten Tastings geworfen…..und war dabei immer wieder erstaunt, was ich dann doch so alles verkostet hab und wie so manche Brennerei bei mir abschneidet, wenn ich nur auf die Notes gucke und nicht nach meinem Bauchgefühl gehe.
In der Speyside finden wir die meisten meiner Favoriten, aber auch die meistens meiner Anti-Favoriten – Was bei der Größe der Region jetzt vielleicht nicht unwahrscheinlich ist, aber wenn ich sehe, dass ich hier mehr Favoriten habe, als in allen anderen Regionen zusammen, tue ich mich fast ein wenig schwer damit, diese Region nicht als meinen Liebling zu bezeichnen. Dabei hab ich vor 10+x Jahren noch ordentlich über die Speyside gespottet: da war ich Islay-Nerd und hab über dieses süffig-grasige-sterbenslangweilige Speysidezeug für Weicheier, die zum Whisky noch das Lustige Taschenbuch lesen und in jedem Alter noch bei Mutti wohnen gelästert. Die Zeiten sind glücklicherweise lange vorbei und Nein, ich lese keine lustigen Taschenbücher und wohne nicht bei Mutti….
Favoriten:
Glen Grant: In meiner Single Malt-Anfangszeit hab ich Glen Grant ob all der Supermarktabfüllungen großkotzig als langweilige Billigbrennerei belächelt. Dann ist mir irgendwann aufgefallen, dass die ältesten, beliebtesten und gefühlt auch teuersten Abfüllungen auch alle von Glen Grant kamen. Da bin ich zum ersten Mal stutzig geworden. Inzwischen ist es soweit, dass ich Glen Grant für seine älteren Whiskys liebe: es gibt kaum eine Brennerei, deren Destillat aus meiner Sicht so phantastisch altert wie es bei Glen Grant der Fall ist. Bourbonfassabfüllungen ab 18+x Jahren sind hier eigentlich immer großartig und manchmal machen mir sogar Sherryfässer nix aus. So weich, so grasig, so fruchtig, so nussig – Einfach lecker. Kleine Schwäche: Glen Grant ist, wenn die Abfüllungen jünger sind, leider nicht ganz so stark, aber sobald er altert. ist der Whisky einfach super…….demzufolge dann aber auch kein Schnäppchen mehr.
Glenlossie: Leicht und sanft, trotzdem mit klar erkennbarem vanillig-malzig-öligem Charakter, dazu grasig und manchmal mit Frühlingsblumen – So mag ich meinen Glenlossie, auch wenn es Abfüllungen dieses Working Horses für die Blendindustrie eigentlich nur bei unabhängigen Abfüllern gibt. Mir war lange nie so richtig aufgefallen, dass ich Glenlossie sehr mag, bis ich irgendwann beim Umsortieren des kleinen Trinkvorrats entdeckte, wie viele verschiedene Abfüllungen ich von dort im Bestand hatte. Einfach ein toller Speysidewhisky.
Linkwood: Wieder so eine Brennerei, die eigentlich nur für Blends produziert und nur bei unabhängigen Abfüllern zu bekommen ist. Ein richtig dickflüssiger, trotzdem leichter, absolut fruchtiger, gerne auch mal blumiger Whisky mit Pfirsich und Anis. Seit Jahren einer meiner Lieblinge und in Whiskyläden geht mein Blick fast sofort zur Linkwood-Ecke.
Tormore: Neben Longrow von Springbank mein absoluter Lieblingswhisky. Völlig egal, ob die selten verfügbaren Standards der letzten Jahre mit 12 oder 14 Jahren, der alte 10-jährige oder die vielen unabhängigen Abfüllungen: Tormore schmeckt mir mit seiner nussig-malzigen, trotzdem leichten und grasigen Art eigentlich immer (Abgesehen von dem legendären und absolut widerlichen Tormore 30 von Signatory, der zu recht immer wieder zu den schlechtesten Whiskys aller Zeiten gezählt wird). Seit 2022 ist Tormore ja an Elixir Distillers verkauft und ich bin schon super neugierig, ob die neuen Besitzer nun endlich eine richtige Standardrange auflegen, die dann wohl sofort bei mir einziehen würde.
Gut:
Allt-A-Bhainne: Meine erste ernsthafte Begegnung mit dieser Brennerei hatte ich auf der Kieler Whiskymesse 2006, bei der ich einen 28 Jahre alten Allt-A-Bhainne aus einem kaum erkennbaren Refill Sherry Cask probierte und anschließend eine Flasche davon erwarb. Das ist mir so im Gedächtnis geblieben, weil dies der erste Whisky war, für den ich über 100€ ausgegeben hab. Auch diese Brennerei produziert nur für Blends und ist daher ausschließlich in Single Casks bei unabhängigen Abfüllern erhältlich. Würzig-süß, vanillig und minimal rauchig.
Auchroisk: Eine der Überraschungen für mich selber bei der Erstellung der ganzen Tier Lists ist Auchroisk, denn der Blick in all meine Notes, Base-Bewertungen und Tasting-Schmierzettel ergab, dass ich Whiskys dieser Brennerei fast immer mit mindestens „gut“ bewertet hab. Für mich zeichnet Auchroisk sein sanfter, subtiler, aber häufig trotzdem sehr komplexer Geschmack aus – Auchroisk kann ich selten einfach wegtrinken, sondern muss damit arbeiten. Aber das macht dann viel Spaß.
Dailuaine: Wenn ich es richtig mitbekomme, hat Dailuaine eine absolut hartnäckige, eingeschworene Fangemeinde, was für eine Brennerei, die eigentlich nur für Blends produziert und keine Standardrange hat, doch eher ungewöhnlich ist. Fruchtig-frisch und nussig, gerne mal ein bisschen fleischig, aber trotzdem immer leicht und damit sehr häufig für mich sehr lecker. Die Fans hat diese Brennerei zurecht.
Glen Elgin: Für mich ist diese Brennerei sowas wie ein zweites Glen Grant, denn ich kann Whiskys dieser beiden Brennereien quasi nie auseinanderhalten. Seit ich das entdeckt hab, ist Glen Elgin bei mir auf dem aufstrebenden Ast. Vorteil bei Glen Elgin: der schmeckt mir auch schon in jüngeren Jahren, was sehr gut ist, denn Glen Elgin mit 18+x Jahren ist nur sehr schwer zu bekommen.
Glen Keith: Viele Früchte, viel Vanille, gerne mal grasig und blumig – Leider zwischen 1999 und 2013 geschlossen, so dass es derzeit von dort hauptsächlich sehr alte und nur wenige junge Whiskys gibt. Die alten Whiskys sind richtig stark, die Whiskys nach dem Re-Opening haben mich noch nicht überzeugen können, daher ist die Brennerei in dieser Kategorie noch gut aufgehoben.
Inchgower: Lange habe ich mit mir gerungen, ob dieser würzig-salzige, maritime und fruchtige Inchgower nicht eine Kategorie höher gehört, aber letztlich musste ich mir eingestehen, dass ich von dort auch schon viel zu viel durchschnittliches hatte als das ich die höchste Kategorie guten Gewissens hätte vertreten können. Trotzdem gilt: der Style von Inchgower, der das Beste aus Speyside und Inselwhiskys kombiniert, ist richtig gut und bringt auch immer wieder ganz tolle Abfüllungen hervor.
Miltonduff: Einer meine All-Time-Lieblinge, den ich immer als saftig, lieblich und vanillig umschreiben würde, der es nie zu meinen absoluten Favoriten geschafft hat, aber trotzdem immer wieder von mir aus dem Regal gezogen wird. Absolut gut, selten überragend.
Tamdhu: Tamdhu ist ein bisschen eine Hassliebe für mich. Die Brennerei hat ein hervorragendes Destillat, welches phantastisch altert und mich als Bourbon Cask jedes Mal zum sabbern bringt. So ein toller Whisky. Leider wird die Standardrange immer in Sherry ertränkt, was dem Whisky seinen ganzen Charakter nimmt. Deshalb „nur“ in dieser Kategorie.
Ok:
Aultmore: Ich kenne tatsächlich überraschend viele Aultmore-Fans, aber mir hat sich diese Brennerei leider nie so richtig erschlossen. Habe viele ordentliche Whiskys von dort genossen, aber nur sehr selten mehr als ordentliche Drams. Schmeckt für mich immer wie ein kastrierter Linkwood.
Balvenie: Eine absolut klassische Brennerei, die mir von all ihren Eigenschaften her eigentlich liegen müsste, die für mich aber seit Jahren sowas wie der Inbegriff von Durchschnitt ist. Kann man trinken, kann man aber auch lassen.
Benriach: Vor etwa 10 Jahren hatte Benriach mit der bekannten Wood-Finish-Series eine meiner liebsten Standard-Ranges im Programm, ist danach in meinen Augen wirklich tief gefallen und kommt aus diesem Loch erst jetzt langsam wieder raus. Heißt: Bei „Ok“ im Durchschnitt gut aufgehoben.
Benrinnes: Whisky von Benrinnes sind schon sehr speziell und werden aufgrund ihrer schweren, fleischigen Süße nie mein Liebling werden, aber manchmal kann ich die gut haben, deshalb „Ok“.
Benromach: Jahrelang für mich kaum existent, hat Benromach in letzter Zeit deutlich an Profil gewonnen: Heidekräuter, leichter Rauch, manchmal ein bisschen zu viel Sherry – Benromach ist auf einem guten Weg, in meiner Liste weiter zu klettern
Cardhu: Ich hab mich tatsächlich neulich mal durch diverse Cardhu-Samples getrunken, damit ich diese altehrwürdige Brennerei erstmalig mal ernsthaft einschätzen kann. Das Ergebnis: Nett. Schlicht und einfach nett. Aber leider auch nicht mehr.
Craigellachie: Sehr malzig, tropisch-fruchtig, sehr aromatisch und vermutlich deswegen der Geschmacksträger einiger Blends – Ich stehe ja eher auf subtile Whiskys, weshalb es diese Brennerei bei mir nicht immer leicht hat.
Dalmunach: Von dieser jungen Brennerei gibt es noch keine Originalabfüllung und ich weiß auch nicht, ob das überhaupt vorgesehen ist. Ich hab in den letzten zwei Jahren aus purer Neugier auf diese halt noch neue Brennerei mehrere der jungen unabhängigen Abfüllungen probiert. Viele davon hat viel Sherry, um die Jugend des Drams zu überdecken, aber was ich sagen kann: bisschen Funk, bisschen tropisch, sehr geschmeidig, bisschen mineralisch und insgesamt noch schwer einzuschätzen. Daher erstmal „Ok“.
Glen Moray: Aus Bourbon Casks ist Glen Moray immer wieder toll, wenn man ihm ein paar Jahre zum altern lässt – Warum wird der aber bloß beinah immer in Sherry ausgebaut? Schade und deswegen nur „Ok“.
Glen Spey: Ist mir noch nicht häufig und vor allem meistens eher zufällig und nie gezielt ausgesucht ins Glas gekommen. Warum? Nur sehr selten wirklich präsent und vor allem immer wieder mächtig schüchtern im Glas, so dass ich für einen durchschnittlichen Whiskys immer schon viel Arbeit aufwenden muss, um das auch rauszufinden. Nicht mehr als ok, mit Tendenz nach unten.
Glenburgie: Würzig, fruchtig, grasig, ölig, manchmal ein wenig harzig und auch wieder so ein Whisky für Blends. Ist mir bis auf eine sehr starke Abfüllung von Alba Import aus 2021 weder als besonders gut noch als schlecht aufgefallen. Daher „Ok“.
Glendullan: Sehr grün, sehr grasig, durchaus blumig, aber ähnlich wie Balvenie oder Glenfiddich mit sehr wenig wiedererkennbarem Charakter. „Ok“ halt.
Glenfiddich: Glenfiddich hab ich jahrelang ignoriert, mich aber neulich auch hier mal durch diverse Samples getrunken. Fruchtig, mild, süßlich, sehr fein und elegant, aber viel zu häufig einfach nur nichtssagend. Außer dem 21er Ice Wine Cask und dem 19er Red Wine aus der Discovery Series hab ich nichts gefunden, was ich haben wollen würde. Aber ich hab auch nur wenig gefunden, was ich komplett ignorieren würde. „Ok“ also, aber defintiv nicht mehr.
Glenlivet: Wie der Glenfiddich auch fruchtig und mild, süß, fein und elegant im Charakter, schafft es der Glenlivet aber einen Wiedererkennungswert zu haben. Gerade der 15 Jahre alte aus der Standardrange ist ein ganz feiner Whiskys und speziell Signatory hatte in den letzten zwei, drei Jahren ganz starke Single Casks von dort. Eher Tendenz nach oben, aber das dauert noch.
Glenrothes: Im Fazit ähnlich wie Tamdhu: als Bourbon Cask ganz stark, aber warum wird der in der Standardrange bloß so stark mit Sherry zugeballert, dass der Stil der Brennerei fast verloren geht? Bei den Bourbon Casks, die ich probiert hab, nicht ganz so großartig wie Tamdhu, daher auch eine Kategorie tiefer.
Knockando: Sehr leicht, sehr nussig und für mich bisher immer sehr unscheinbar und fast austauschbar. Die beiden Master Reserve, die ich davon 2020 mal probieren konnte, heben Knockando so gerade eben zu „Ok“.
Knockdhu: In der nicht rauchigen Variante für mich in der Einschätzung sehr ähnlich zum Knockando, allerdings mit einer aus meiner Sicht sehr guten rauchigen Variante, die die Brennerei klar und deutlich in den „Ok“-Bereich hebt.
Longmorn: Ein zutiefst fruchtiger, vanilliger Stil ist dem recht schweren Longmorn zu eigen und er macht es mir seit Jahren sehr schwer, ihn zu mögen. Letztlich nett, aber mehr schafft er auch nicht.
Mannochmore: Grundsätzlich sehr ähnlich zum von mir so geliebten Glenlossie, fehlt ihm doch der ölige Charakter und dafür hat er zu viel Karamell, um bei mir mehr als ein „Ok“ erreichen zu können.
Speyburn: Normalerweise werden inklusive unabhängiger Abfüllungen keine 15 Whiskys von Speyburn im Jahr veröffentlicht und häufig weiß man auch, warum: kräutrig, grasig, würzig, blumig, nichtssagend – Abgesehen vom 15er, dem sogar die leichte Sherrynote gut steht und der Speyburn knapp über die Grenze zu „Ok“ hievt.
Spey: Mit seiner Fumare-, Tenne-, Trutina-Standardrange hier in Deutschland kaum präsent und mir in den letzten Jahren nur sehr selten ins Glas gekommen. Meistens aber nur eine feine Ode an den Durchschnitt, so dass ich bisher nicht böse bin, dass diese Brennerei hier nur schwer zu bekommen ist.
Strathisla: Wenn ich nur nach der Optik gehen würde, dann wäre die wunderschöne Strathisla-Brennerei mit ihren Pagodendächern ganz weit vorne. Wenn es aber auch um den Whisky geht, fällt die Brennerei schon deutlich zurück: zwar insgesamt mit den eher typischen Speysidearomen, aber dabei ohne großen eigenen Charakter sondern halt eher generisch. Sehr gut allerdings, wenn man ihn Altern lässt, daher noch „Ok“.
Tamnavulin: Zufällig in meiner alphabetischen Liste hier nach Strathisla liegend, was sehr passt, denn nach der vermutlich schönsten, folgt hier eine der vermutlichen hässlichsten Brennereien. Eine sehr günstige, aber für mich alles andere als überragende NAS-Standardrange, was aber auch daran liegt, dass die Brennerei immer wieder mal geschlossen war und durch regelmäßigen Besitzerwechsel noch kein richtiges Konzept zu haben scheint. Seit etwa 12 Jahren ist sie wieder voll in Betrieb und ich rechne eigentlich andauernd damit, dass es mal wieder eine neue Range mit einem 10 oder 12 Jahre alten Standard geben wird. Abfüllungen von der der Schließung sind tatsächlich sehr gut, aber auch nur schwer zu bekommen. Im Moment so gerade eben ok. Wird spannend, wenn es hoffentlich bald eine neue Range gibt.
Tomintoul: Für mich ein deutlich unterdurchschnittlicher, recht langweiliger Speysider, der nur durch eine Sache in diese Kategorie gehoben wird: Old Ballantruan, die wirklich leckere rauchige Variante der Brennerei.
Ausbaufähig:
Aberlour: Ähnlich wie Tamdhu und Glen Moray eine Brennerei, die aus meiner Sicht viel zu viel in Sherry ertränkt wird. Hier reichen für mich auch die seltenen Bourbon Casks nicht aus, um den Whisky für mich um eine Kategorie zu heben. Trotzdem hab ich eigentlich immer einen A’Bunadh zuhause, weil Gäste den einfach mögen.
Balmenach: Sehr fleischig, sehr herzhaft, sehr speziell, einfach nicht meins – Kein schlechter Whisky, aber schlicht und einfach ausschließlich als Geschmacksträger in Blends produziert und daher gar nicht als Single Malt konzipiert.
Cragganmore: Würzig, fruchtig, minimal rauchig, Zitrusnoten, dazu sehr schwer und sehr robust und nicht wirklich in meiner Komfortzone. Letztlich hebt ihn nur die Distillers Edition aus den Portfässern noch in diese Kategorie.
Dufftown: Whiskys von Dufftown fehlen viele der von mir so geliebten Speysidenoten und werden letztlich von Malz und Getreide geprägt, häufig ohne auch nur den Hauch einer Fruchtigkeit oder Frische zu haben. Sicherlich nicht schlecht, aber nicht mein Beuteschema.
Glenallachie: Was Billy Walker mit Glenallachie und seinen Abfüllungen so macht, das mag ich einfach nicht so. Dieses ständig fassgetriebene und extreme, überhaupt nicht subtile, ist nicht meins. Dazu kommt eine aus meiner Sicht völlig unübersichtliche Range mit ständig neuen Spezial-Single Cask für irgendwen mit heftigem Fasseinfluss. Mir ist das zu viel. Glenallachie landet nur in dieser Kategorie, weil die in meinen alten Notes noch vorhandenen Abfüllungen von vor 2017 und die aktuellen Cuvee Casks mit dem Rotwein grundsätzlich „Ok“ waren. Die Tendenz geht aber eher nach unten. Schade.
Glentauchers: Hier könnte ich eigentlich den Text vom Dufftown kopieren, bin aber zu faul dazu.
Macallan: Wie nicht anders zu erwarten, ist Macallan mit seiner Sherrymanie natürlich weit weg von meiner Komfortzone und so überhaupt gar nicht mein Beuteschema. Allerdings hab ich in den letzten Jahren mit dem „Bonds Choice“, dem „Seductive Sweetness“ und „Humble Crumble“ drei ganz starke Macallan aus dem Bourbonfass probieren dürfen, die zeigen, was da so alles machbar ist. Nur deshalb immerhin in dieser Kategorie.
Mortlach: Das „Beast of Dufftown“ trägt seinen Beinnamen nicht zu unrecht. Sooo fleischig, sooo schwer, selbst als sehr junger Whisky sooo kompliziert und für viele einfach ein Kultwhisky. Mortlach passt aus meiner Sicht wunderbar zu Sherryaromen, damit diese seinen Charakter ein wenig überdecken. Unterbuttern können sie den Mortlach aber nicht, denn dieser Whisky hat einfach Charakter. Einen Charakter, den ich nur ertrage, wenn ich den Whisky an einem nasskalten Novemberabend trinke, an dem die Kinder ganz besonders unleidlich sind, die Arbeit noch im Kopf rumspukt, die Heizung zu wenig aufgedreht ist und der Wind ums Haus pfeift. An diesen Abenden trinke ich Mortlach aber tatsächlich richtig gerne, weil ich mich in ihm ein bisschen verlieren kann. Ansonsten steht er aber weit hinten im Schrank.
Mies:
Braeval: Eines dieser Working Horses, deren Whiskys so konzipiert sind, dass sie einem Blend einen ganz bestimmten Geschmack mitgeben und daher auch nicht als Single Malt gedacht sind…..und genau das schmeckt man beim Braeval auch: süße Kräuter und sonst gar nichts. In meinem Empfinden einfach nur eindimensional und selbst mit 20+x Jahren immer noch nicht gut.
Kininvie: Blumen, Orangenöl, Blumen, gezuckerte Dosenfrüchte, Blumen, Süße – Ich hab über die Jahre laut meinen Notizen sechs Whisky von dort probiert und sie alle unter „Furchtbar“ gelistet. Ich muss hier aber auch sagen, dass ich seit 2019 keinen Kininvie mehr im Glas hatte, weil ich gezielt dran vorbeigegriffen hab, wenn ich die, zugegeben sehr seltene, Möglichkeit gehabt hätte, ihn zu trinken.