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Rothaus Black Forest

28. Mai 2020

Rothaus Black Forest - Madeira Cask

Im Rahmen eines Sampletausches hab ich von Basil Reinauer, den ich für einen Experten für deutschen Whisky halte, fünf deutsche Whiskys zum verkosten bekommen. Schon vor ein paar Wochen musste der SILD Crannog für Verkostungsnotizen herhalten, nun ist der Rothaus Black Forest dran: die vor mir im Glencairn befindliche Sonderedition 2018 lagerte dreizehn Monate in einem Ex-Bourbonfass und wurde anschließend für zweieinhalb Jahre in ein First Fill Madeirafass umgefüllt. Anschließend kam der Whisky mit goldbrauner Farbe und 54,8% in die Flasche.

Ich bin, was aktuellen deutschen Whisky angeht, sehr unbeleckt. Vor zehn Jahren habe ich mich durch ein paar Drams probiert, mochte sie nicht und hab das Thema dann beiseite geschoben. Jetzt ist unter Basils fachkundiger Anleitung eine zweite Runde dran, deren erster Dram mir schon ordentlich gefiel. Gucken wir also mal, was der Rothaus so kann. Zwei Hinweise wurden mir vorab mit auf den Weg gegeben: „Lass ihm Zeit im Glas“ und „sehr fruchtig“.

Aroma:

Warum der Black Forest ein bisschen Zeit im Glas braucht, finde ich schnell heraus: zu Anfang ist die Alkoholnote deutlich führend und verschluckt ein wenig alles andere. Sobald diese Note aber verflogen ist, dominieren Akazienhonig und Karamell lange Zeit die Nase, erst später melden sich dann noch minimale Noten von Pfirsich, Eiche und Trockenobst.

Geschmack:

Leichte, trockene Schärfe, Küchenkräuter, Toffee und Orange sind die ersten Geschmacksnoten, die sich auf meiner Zunge zeigen. Der Black Forest verteilt dabei zuerst eine angenehme, fast cremige Wärme im Mundraum, die dann in Richtung sehr bittere Orangenmarmelade mit Eichenstückchen abkippt.

Abgang:

Eher mittellang im Finish, hinterlässt der Black Forest eine bittere Eichennote und einen warmen, trockenen, mit weihnachten Eindrücken wie Mandarinen und Zimt gefüllten Mundraum.

Fazit:

Wer beim Trinken dieses Drams auf klassische schottische Whiskyaromen stoßen möchte, der wird bitter enttäuscht werden, denn dies ist Whisky, der nicht versucht, sich dem schottischen Original anzunähern, sondern etwas komplett Eigenes zu sein. Vor zehn Jahren hätte ich als schottischer Whisky-Purist lautstark behauptet, dass ich mit dem Black Forest jetzt den Ausguss reinige (und ihn dann verschämt und heimlich ausgetrunken). Inzwischen tut mein alter, reaktionärer Kopf sich zwar noch schwer damit, den Black Forest einen Whisky zu nennen, weil er so deutlich von den eingetretenen Geschmackspfaden abweicht, aber ich kann anerkennen, dass dieser Dram völlig in Ordnung und sehr gut trinkbar ist. Er wird nicht mein Liebling werden, aber ich finde in Zukunft auch keinen Grund mehr, ihn zu verschmähen. Ungewöhnlicher Whisky, aber schmeckt. Danke, Basil.
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