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MacPhail‘s - 1959 & 1960

26. Oktober 2021

 MacPhail‘s 1959 & 1960 - Royal Wedding

Zur Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Ferguson im Jahre 1986 wurden vom unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail insgesamt sieben Vattings aus Whiskys der einzelnen Geburtsjahre der beiden Eheleute (Sarah Ferguson 1959, Prinz Andrew 1960) erstellt. Mit dem MacPhail‘s, der gerade in meinem Glencairn vor sich hin atmet, habe ich eines dieser Vattings heute vor mir und bin schon sehr gespannt. Fünf weitere Vattings dieser Serie hab ich in den letzten Monaten bereits getrunken und entsprechende Notes dieser teilweise schon beeindruckenden Whiskys verfasst. Den Linkwood und den Mortlach der Serie habe ich vor ein paar Wochen bereits getrunken und entsprechende Notes verfasst.

Die Rahmendaten des MacPhail‘s sind einfach: Vatting aus den Jahrgängen 1959 und 1960, abgefüllt mit 40 % Alkoholgehalt im Jahre 1986. Über die Fasslagerung ist nichts bekannt, aber alle anderen Vattings waren eindeutig Sherryfässer und die dunkle mahagonibraune Farbe des MacPhail‘s lässt mich hier ähnliches vermuten. MacPhail‘s ist übrigens eine hauseigene Marke des unabhängigen Abfüllers Gordon & MacPhail unter der Whiskys unbekannter Whiskybrennereien herausgegeben werden, die häufig sehr alten Whisky enthalten.

Aroma:

Fette, ölige, saftige Sherrynoten schlagen mir direkt wenig schüchtern aus dem Glas entgegen: dunkle, überreife Kirschen, matschige Pflaumen und vergorene Himbeeren kombinieren sich mit Muskatnuss, bittersüßen Orangen, dunkler Schokolade und einem Hauch Leder. Der Dram hat trotz seiner nur 40% eine beinah unheimliche Präsenz und verteilt seine Aroma sofort im ganzen Raum. Den kann man auch aus fast einem Meter Entfernung noch gut Verriechen.

Geschmack:

Aufgrund des geringen Alkoholgehalts kommt mir der MacPhail‘s erstmal sehr dünn vor und er braucht auch einige Sekunden, bis er sich im Mundraum plötzlich mächtig ausbreitet: als Erstes fällt ausf, dass der Dram staubtrocken ist und mir regelrecht die Flüssigkeit aus den Wangen zieht. Die in der Nase dominierenden Früchte sind nur noch im Hintergrund durch ein wenig Kirsche präsent, während der Whisky zu einer in Alkohol und Kaffee gereiften Nussmischung mit Eichenstückchen und Orangenscheiben mutiert. Dieser MacPhail‘s fällt eindeutig in die Kategorie „Edelbitter“ und definitiv nicht unter „süffig“. Mit dem kann man im Mund richtig arbeiten und immer wieder neue Arten von Bitternoten wie dunkelste Schokolade, Walnussschalen oder verkohltes Holz entdecken….und das alles macht den Whisky überhaupt nicht unangenehm sondern spannend.

Abgang:

Im Moment des Runterschluckens entdeckt der MacPhail‘s, dass er Alkohol enthält und wird plötzlich pfeffrig. Auch die im Mund sonst nicht präsenten Pflaumen und Himbeeren tauchen wieder auf, werden dabei aber von kaltem Kaffee vom Vortag sowie altem, brüchigen Holz begleitet. Die Bitternoten hängen ewig am Gaumen.

Fazit:

Ich bin ja überhaupt kein Fan von stark sherrylastigen Whiskys, aber sogar ich muss zugeben: dieser MacPhail‘s ist schon irgendwie beeindruckend. Ich hätte nie gedacht, dass ein Whisky derart viele verschiedene Bitternoten enthalten und trotzdem noch schmecken kann. „Mal eben“ trinken, kann ich den allerdings nicht, denn der Dram ist schon eine Herausforderung für den Gaumen. Irgendwie lecker.
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