Ich muss meinen kurzen Bericht über die Just Whisky Hamburg 2022 direkt mit einer Entschuldigung beginnen, denn ich war vor Ort einfach derart beschäftigt, dass ich keinerlei sinnvolle Fotos gemacht hab, mit denen ich den Beitrag schön bebildern kann: Whisky probieren, mit Aaron und seiner Frau schnacken, Flaschen angucken, bei Jason am Stand rumlungern, Whisky trinken, mit Malte klönen, Abfüllungen in Augenschein nehmen, Basil begrüßen, schwitzen, mit Valentin und seiner Freundin unterhalten, Whisky trinken, den Sansibar-Stand belagern, mit dem Heuler und einem Kumpel Blödsinn reden, mehr schwitzen, mehr Whisky probieren, mit Thomas und seiner Whiskyrunde fachsimpeln, beim Kanzler Springbank trinken, Glen Moray kaufen - Das alles und noch viel mehr hielt mich derart auf Trab, dass ich so gut wie keine Fotos gemacht hab. Die paar hier im Beitrag müssen also reichen.
Dass ich nicht zum Fotografieren gekommen bin, ist natürlich erstmal ein Lob an die Just Whisky, denn offensichtlich war diese derart gut, dass ich alles andere vergessen hab. Die Anreise war dank der S-Bahn-Sperrung gen Harburg zwar eine kleine Odyssee, aber nachdem ich da war, nahm mich erstmal die wirklich schicke Location, ein alter Speicher am Binnenhafen, gefangen: schön offen, mit viel Holz, direkt an einem kleinen Kanal gelegen, einfach schick. Als ich gegen 15.15 Uhr und damit 15 Minuten nach Öffnung eintraf, waren gefühlt noch keine 50 Leute da und (nach meiner eigenen Schätzung) waren bis zum Ende hin leider auch kaum mehr als 250 Besucher anwesend. Die Just Whisky hätte durchaus deutlich mehr Besucher verdient gehabt, auch wenn die Location bei den fast 30 Grad dann vermutlich endgültig zu einer Sauna verkommen wäre. So hab ich mir schon mehrfach jemanden gewünscht, der zumindest im oberen Bereich mal einen Aufguss macht.
Mein erster Weg beim Schlendern über die Messe führte mich zu Alba Import, wo ich den Tag mit einem 14 Jahre alten Glen Moray Bourbon Cask mit 46% aus der hauseigenen Alba Trail-Serie begann. Der Chef Dietmar berichtete mir dort nebenbei höchst engagiert von diversen Abfüllungen, die demnächst noch kommen und ließ mir erstmal ordentlich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Obwohl der Stand von Alba direkt an der kleinen Außenterrasse am Kanal lag, bemerkte ich hier schon, wie mir dank der Hitze draußen der Schweiß runterlief und dankte meiner Frau dafür, dass sie mir entgegen meines Willens ein Deo in die Tasche gesteckt hatte.
Weiter führte mein Weg mich in die obere Etage, wo ich erstmal bei Jason, Aaron und anderen sabbelnderweise hängenblieb, bis kurze Zeit später Malte am Stand von Mackmyra mir einen leckeren Whisky direkt aus dem Fass (meine Erinnerung sagt: American Oak, 60 %, nicht rauchig, leider kein Foto, weil vergessen) einfüllte und damit offensichtlich die Fassstärkenzeit einläutete. Beim weiteren herumschlendern in der oberen Etage erwartete ich wegen der Hitze unwillkürlich mehrfach, dass zwei Hobbits die Treppe hochgestürmt kommen und einen Ring in den Raum werfen.
Weiter ging es bei Andy McNeill und Celtic Events mit einem Tormore aus dem Martinique Rum Cask aus der Cooper’s Choice-Serie. Obwohl mir Tormore sonst eigentlich immer sehr zusagt, war dies mein einziger Fehlgriff des Tages - Der Tormore und das Rum-Finish harmonierten für mich irgendwie nicht so richtig miteinander, was wirklich schade war.
Anschließend war für mich die Zeit gekommen, das erste Mal am Stand von Sansibar rumzulungern und beim Studieren der dort stehenden Abfüllungen fiel mir ein „Secret Islay, 13 Jahre, Bourbon Cask“ mit einem Bild der Brennerei Ardbeg auf. Die Flasche wurde direkt vor meinen Augen geöffnet und glücklich verschwand ich mit dem Glas zum weiteren rumschlendern und schwitzen, wobei ich irgendwann bei Valentin zum Schnacken und Whisky genießen hängen blieb…..und der Ardbeg war wirklich ein Genuss. Ganz am Ende des Tages hab ich noch versucht, mir hiervon eine Flasche zu kaufen, aber bis auf die Anbruchflasche für den zweiten Tag war leider bereits alles weg.
Jetzt war Bourbon- und Rye-Zeit und so gab es zwei Drams am Stand von Whiskyjason: einen sechs Jahre alten Wilderness Trail Kentucky Straight Bourbon (richtig mächtig lecker) und ein Peerless Rye Whisky Single Barrel (heftige Bitterschokolade, schon fast kaffeeartig und daher leider nicht meins). An Jasons Stand war dank seiner Bekanntheit durchgängig gut was los, so dass er mit Sicherheit nicht zum Probieren oder unterhalten an einem anderen Stand gekommen ist. Ich hatte inzwischen derart viel geschwitzt, dass ich kurz hoffte, am nächsten Tag endlich mal wieder in M zu passen.
Beim Rumlaufen hatte ich schon ein Auge auf einige Springbank geworfen, die beim Whiskykanzler am Stand rumstanden und nachdem ich diversen Leuten davon erzählt hatte, schlenderten wir mit einer kleinen Gruppe rüber und machten uns gemeinsam über einen 14 Jahre alten Springbank Port her. Heftig lecker, aber auch ein ordentlich dreckiges Campbeltown-Brett.
Nach einer kurzen, aber umso witzigeren Runde mit Thomas und seinen Whiskygesellen, riss ich mal wieder den klassischen „Bei Hitze muss man viel trinken“-Witz und holte ich mir beim Whiskykanzler direkt den nächsten Springbank, diesmal einen 14 Jahre alten aus einem Fresh Rum-Barrel. Ordentlich Rum in der Nase und im Mund einfach nur ein ganz klassischer Springbank. Richtig gut.
Es ging langsam auf 20 Uhr zu und ich war eigentlich auf dem Weg mal wieder nach unten, als ich mich nochmal mit Valentin und seiner Freundin festgequatscht hab und dabei erfuhr, dass er im Gegensatz zu ihr definitiv keine Ahnung von Fußball hat :ö)
Den Abschluss des Tages machten ein 21 Jahre alte Kininvie aus dem Bourbon Cask am Stand von Anam na h-Alba, noch ein bisschen sabbeln mit dem Heuler, der tapfere Versuch den längst ausverkauften Ardbeg bei Sansibar zu erwerben und der Kauf des 14er Glen Moray bei Alba Import. So viele Stände hab ich am Ende lediglich beäugt und nichts dort getrunken, denn mehr wäre vermutlich nicht gesund gewesen, auch wenn mich so einige Whiskys noch sehr gereizt haben: die Loch Lomond Single Casks bei Sebastian Büssing, der Calvados Strathmill bei Spahn, die Lindores Abbey bei Prineus, die Filey Bay bei Schlumberger, was Leckeres bei Thousand Mountains oder auch die ganzen spannenden Abfüllungen bei Villa Konthor oder der Whiskyburg oder oder oder.
Was bleibt: die Erinnerung an einen mächtig schönen, mächtig verschwitzten, mächtig leckeren und mächtig unterhaltsamen Tag mit unglaublich vielen netten Leuten, von denen ich im Text höchstens ein Viertel aufgezählt hab oder deren Namen ich gar nicht wusste. Tolle Stände und immer höchst gesprächiges Personal, die alle noch mehr Besucher verdient gehabt hätten. Hoffentlich war es am Samstag voller und wird nächstes Jahr wieder stattfinden. Ich wäre jedenfalls wieder dabei….mit mindestens zwei Ersatz-Shirts.