Chivas Regal 12 Jahre - 1970er
Bei meinem Griff in die Miniaturenkiste fand mal wieder ein alter Blend den Weg in meine Hand: ein Chivas Regal, 12 Jahre, abgefüllt mit 43% irgendwann vor 1984. Letzteres weiß ich, weil auf der Rückseite der Aufkleber „Ausländisches Erzeugnis“ prangt, was bis Ende 1983 als Kennzeichnung auf Scotch verpflichtend war. Zusätzlich meine ich herausgefunden zu haben, dass in den 1980ern Chivas von „Seagrams Deutschland“ importiert wurde, während auf meinem Fläschchen die „Übersee Spirituosen Import GmbH Hamburg“ für die Einfuhr zuständig war, so dass die Miniatur mindestens aus den 1970ern kommen dürfte. Ob sie eventuell noch älter ist, lässt sich leider nicht rausfinden.
Soweit bekannt befinden sich im Chivas Regal 12 Jahre heute u.a. Whiskys aus Strathisla, Strathclyde, Longmorn, Miltonduff und Glenburgie, wobei Longmorn und Miltonduff zum Zeitpunkt der Produktion meines Drams noch nicht zu den Chivas Brothers bzw Pernod Ricard gehörten und daher eher nicht enthalten sein dürften.
Aroma:
Rosinen und Südfrüchte wie Ananas, Banane und Orange machen sich direkt in der Nase bemerkbar. Haselnüsse, Klavierlack, Malz und Kräuterhonig zeigen sich ebenfalls deutlich, während Karamellpudding, Tabak und modriges Holz mehr im Hintergrund lauern.
Geschmack:
Sehr lange sehr dünn und unscheinbar, aber dann beginnt der Chivas sich auszubreiten: eine erstaunlich präsente Rauchnote mit Honig, bitterer Orangenmarmelade, trockenem Sherry und dem letzten Schluck angebrannten Kaffee ganz unten aus der Kanne wandert über die Zunge, wärmt durch und trocknet zugleich aus. Bisschen Holz, bisschen Vanille und bisschen Malz spielen ebenfalls noch mit.
Abgang:
Mittellang, bitter, würzig, viel Malz und Pfeffer, Orangenlikör.
Fazit:
Im besten Sinne nett. Sherry und Grain dominieren die Nase, Grain und Rauch den Geschmack, malzige Schärfe den Abgang. Kann man trinken, muss man aber nicht. Wie bei so vielen alten Blends gilt auch beim Chivas Regal 12: schön, ihn mal probiert zu haben, wäre aber keine Pflicht gewesen.