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Cameronbridge - 46 Jahre

5. November 2021

Cameronbridge 46 Jahre - Colourful Wildlife

Neulich komme ich vom Einkaufen nach Hause und da lehnt ein kleines Päckchen an der Haustür. Mein neugieriger Blick auf den Absender entdeckt sofort, dass es von Sebastian Becker von deinwhisky.de kommt. Ich beginne zu überlegen, welche Whiskys dort aktuell veröffentlicht wurden und lande sofort bei dem uralten Cameronbridge, dessen Werbung ich neulich gesehen hatte. Sebastian wird doch nicht? Doch, er wird. In dem Päckchen befindet sich ein Gratis-Sample vom Cameronbridge 1974-2021. 40,3% Alkoholgehalt, gelagert in einem Hogshead, abgefüllt in der Colourful Wildlife-Serie von Sansibar und deinwhisky.de .

Einen derart lange gelagerten Whisky habe ich noch nie getrunken, deswegen starre ich den Cameronbridge irgendwie ewig lange fast ehrfürchtig an, während er im Glencairn vor sich hin atmet. 1974 abgefüllt. 1974 wird Deutschland zum zweiten Mal Fußballweltmeister, Willy Brandt tritt zurück, ABBA gewinnt mit Waterloo den ESC, die erste Ausgabe von Dungeons and Dragons wird veröffentlicht und meine Eltern lernen sich kennen. Cameronbridge ist eine Brennerei für Grain Whisky, die im wesentlichen für Blends wie Johnnie Walker, Black & White oder Dewar‘s produziert. Mit Grain Whisky bin ich in den letzten 20+x Jahren nie so richtig warm geworden: ich hab zwar auch einige getrunken, die mir gut gefallen haben, aber in der Mehrzahl war der Geschmack immer nicht so meins, daher greife ich von selber nur extrem selten zum Grain - Probiere ihn aber trotzdem immer wieder gern, wenn mir jemand einen in die Hand drückt.

Aroma:

Als ich meine Nase schließlich ins Glas stecke, ist „Shortbread mit Mango“ meine erste Assoziation. Butter, Keksteig und jede Menge tropische Früchte kommen mir entgegen. Neben der Mango finden sich da noch Passionsfrucht, Litschi und Kokos, zusätzlich gibt es klebrigen Honig, feuchtes Moos, Wacholder, Menthol, vergorene Äpfel und leichte Holznoten zu entdecken. Im Geruch ist dieser Whisky schon mal sehr verführerisch.

Geschmack:

Die 40,3% kommen mir erstmal sehr dünn vor und es dauert ein paar Sekunden, bis der Cameronbridge Kraft und Aromen im Mund entfalten kann, aber dann geht es auch ordentlich los: flüssiges Shortbread mit Mango. Exakt das, was der Geruch vorhergesagt hat, finde ich sofort auf der Zunge. Auch die Passionsfrucht ist wieder da, bringt diesmal aber Ananas und Vanille mit, während ansonsten die etwas ungewohnte Kombination aus Fischsauce, Ahornsirup, Rhabarber und Nougat den Mundraum erobert. Ein Hauch Menthol und muffige Eiche schwingen ebenfalls noch mit.

Abgang:

Mittellang, cremig-kräutrig, mit alter Eiche, bitterer Orangenmarmelade, Wermut und Kurkuma sowie Ananas und Vanille.

Fazit:

Ja, dieser Whisky ist unbestreitbar lecker. Ich bin nicht die Grain-Zielgruppe, aber selbst ich kann erkennen, dass ich hier einen tollen Dram im Glas hatte: fruchtig-bitter, tropisch-würzig und süß mit leichter Säure, dazu mit einer Menge verschiedener Aromen, die man nach und nach entdecken kann. Wie schon geschrieben, bin ich nicht die Zielgruppe für diesen Cameronbridge und kenne mich mit Grain daher auch nicht gut aus, daher traue ich mich nicht zu sagen, ob er
die aufgerufenen 360 € wert ist. Aber was ich sicher sagen kann: lecker ist er in jedem Fall und es gibt zumindest eine klare Probierempfehlung von mir.

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