Bivrost Muspelheim - Arctic Single Malt - Ex-Islay Cask
Nach dem Niflheim und dem Nidavellir ist der Muspelheim die dritte Abfüllung von Aurora Spirits, einer Whiskybrennerei im hohen Norden Norwegens, etwa auf einer Höhe mit der Nordspitze Finnlands und sogar nördlicher als Murmansk. Sie befindet sich bei einem alten NATO-Gelände, dessen Bunker aus den Zeiten des Kalten Krieges für die Lagerung der Fässer genutzt wird.
Schon bei den ersten beiden Abfüllungen spielte die Brennerei im Namen und im Design ordentlich mit der nordischen Mythologie und auch diesmal geht es in die Vollen: Muspelheim ist in der nordischen Mythologie der Ort des Feuers, dessen umherfliegende Funken von den Göttern am Himmel befestigt wurden und nun die Sterne und Planeten bilden.
Der also hoffentlich feurige Whisky wurde drei Jahre in Bourbon Casks gelagert und mit einem Finish in Ex-Islay-Casks versehen, bevor er mit 46% Alkoholgehalt in die Flaschen gefüllt wurde. Die ersten beiden Abfüllungen konnte ich noch als große Flasche ergattern, aber der Muspelheim war derart schnell ausverkauft, dass ich keine Chance hatte. Als dann aber neulich der deutsche Importeur Spirits of Scandinavia ein „Gewinn ein Muspelheim-Sample“-Gewinnspiel auf seiner Facebookseite startete, war ich natürlich mit dabei und hatte Glück. Viele Dank für dieses Sample also an Helge Wiemann und sein Team.
Die ersten beiden Abfüllungen hatten insgesamt sehr wenig mit den gewohnten Whiskygeschmäckern zu tun, wenn man nur auf schottische Produkte blickt. Geruchlich und geschmacklich speziell, waren es allerdings mindestens sehr leckere Spirituosen. Ich bin sehr gespannt, wie sie sich weiterentwickelt haben.
Aroma:
Der Muspelheim zeigt sich erstmal süß-rauchig mit klar erkennbaren Waldbeeren, frischem Leder, Eukalyptus, Wacholder und Kräuterhonig. Ein wenig Kupfer schwebt im Hintergrund, während nach fast vierzig Minuten im Glas noch frisches, aber gewohnt muffiges feuchtes Moos und Asche hinzukommen. Im Geruch kommt diese dritte Abfüllung einem typischen Whisky noch am nächsten, allerdings hätte ich auch hier in einem Blind Tasting eher auf einen fassgelagerten Aquavit oder ähnliches getippt.
Geschmack:
Pfeffrig scharf kommt der Muspelheim auf der Zunge an, was mich leider erst in dem Moment daran erinnert, dass die anderen beiden Abfüllungen trotz Trinkstärke auch scharf waren und einen Aufwärmdram vorher gebraucht hätten. Zu spät. Die Süße aus dem Mund ist fast gänzlich verschwunden und wandelt sich zu unreifer Mandarine. Das Ex-Islay-Cask macht sich hier mit wirklich kaltem, aschigen Rauch bemerkbar, der an die alte Lederjacke erinnert, die man drei Tage zuvor am Lagerfeuer getragen hat. Dazu gibt es kräftige Wildkräuter- und Wacholdernoten und so gut wie gar kein Holz. Im Blindtasting hätte ich hier wahrscheinlich „Komischer Grappa“ aufgeschrieben.
Abgang:
Gefühlt klebt die kalte Asche sich direkt an den Gaumen, während sie von ordentlich Eukalyptus, Wildkräutern und einem Lederschuh begleitet wird. Pfeffrig und lang, aber vor allem aschig, aschig, aschig.
Fazit:
Wenn man in die Verkostung des Muspelheim mit der Erwartung reingeht, dass man einen typischen oder gewöhnlichen Whisky bekommt, dann liegt man mächtig daneben und wird ordentlich enttäuscht sein. Wenn man sich aber mal von den gewohnten Whiskypfaden verabschiedet und sich auf diesen norwegischen Whisky einlässt, dann wird man, so finde ich, mit einer sehr leckeren Spirituose belohnt, die ich derzeit eher als Absacker nach einem guten Essen anstatt als Genussmittel an einem lauen Abend nutzen würde. Sehr speziell, sehr ungewöhnlich, aber trotzdem lecker….Die derzeitigen Zweitmarktpreise von 120+x € für 0,5 Liter allerdings nicht wert.