Meine Berührungen mit der englischen Brennerei Bimber lassen sich bisher ohne Probleme an einer Hand abzählen…..obwohl, wenn ich genau nachzähle, reichen sogar zwei Finger aus. Ein Dram auf einem Tasting, einer bei einem Kumpel - Das war es auch schon. Beide Male waren das durchaus leckere Erlebnisse und so hab ich mir auf einer Auktion mal eine Abfüllung als „Beifang“ und „Versandkostenoptimierung“ gejagt: Ex-Bourbon Casks, 51,6% Alkoholgehalt, abgefüllt 2021, 5.000 Flaschen. Irgendwie ist die Flasche dann unerwartet lange geschlossen geblieben, aber heute Abend war sie dann einfach mal fällig.
Während der Dram im Glencairn atmet, mal ein paar kleine Fakten zu Bimber, einer Brennerei, die nicht jedem direkt ein Begriff sein dürfte: gelegen in London befüllt die noch sehr junge Brennerei erst seit 2016 ihre Fässer, was schon mal bedeutet, dass meine Flasche, die keine Altersangabe ausweist und im Juni 2021 abgefüllt wurde, höchstens 5 Jahre alten Whisky beinhalten kann. Bimber produziert aktuell nur knapp über 40.000 Liter Whisky im Jahr, was gerade mal im Bereich deutscher Brennereien wie Habbel liegen dürfte. Verwendet wird dabei lediglich lokale Gerste von einer Farm nahe London und als die ersten Abfüllungen auf den Markt kamen, gab es einen kleinen Hype um die Whiskys, welcher sich inzwischen aber deutlich gelegt hat.
Aroma:
Im ersten Moment gucke ich vermutlich verwirrt, als ich an meinem Glencairn rieche, denn es riecht tatsächlich nach einem klassischen Bourbon und es braucht dann ein paar Minuten, bis auch die Single Malt-Noten erkennbar durchkommen: ordentlich Vanille, vergorene Äpfel, Mais und ein Hauch Pattex bestimmen den ersten Eindruck. Blütenhonig, angekohlte Eiche, Minze und frisches Gras arbeiten sich mit der Zeit durch die ersten Noten hindurch und machen den Whisky schließlich zu einem eher leichten Frühlingsdram mit starken Bourbonfasseinfluss.
Geschmack:
Im Mund setzt sich der Eindruck aus der Nase unmittelbar fort: Bourbonfasseinfluss ohne Ende. Sehr süß, mit ordentlich Vanille und Karamell, Bitter Lemon, frischer Eiche, Möbelpolitur und leichtem Pfeffer. Honig, Walnussschalen und ein 2 Cent-Stück runden den Dram irgendwie schräg ab.
Abgang:
Der Abgang bleibt grundsätzlich eher kurz, denn die tongebenden Noten wie Vanille, Eiche und Bitter Lemon verblassen ziemlich schnell. Einzig eine für mich nicht allzu gelungene Kupfernote bleibt mir viel zu lang am Gaumen kleben.
Fazit:
Grundsätzlich macht mir dieser Bimber sowohl in der Nase als auch im Mund durchaus ordentlich Spaß und ich hätte den in der Kategorie „süffig leichter Frühlingsdram, den man häufiger mal genießen sollte“ abgelegt, wenn nicht die Kupfernote im Abgang wäre, mit der ich so überhaupt nichts anfangen kann, weil ich diese eher mit einem billigen Korn als mit einem deutlich teureren Whisky verbinde. Insgesamt gerade noch so ein „Ok“, wobei ich die Hoffnung habe, dass die Abfüllung ihren Nachgeschmack ein wenig verliert, wenn sie erstmal länger offen ist. Empfehlung? Hmm. Vielleicht. Wenn man diese Art Abgang mag.