Abbot‘s Choice - 1970er
Zur Verwunderung meiner Frau betrete ich um 22.30 Uhr fluchend den Hauswirtschaftsraum, rumore dort herum und komme nach kurzer Zeit mit einer Zange in der Hand wieder hervor. Ihr Blick sagt, dass sie offensichtlich eine Erklärung erwartet und ich murmele ein „Hmpf.....will eine Flasche Whisky öffnen", während ich die Treppe hochstampfe. Ich rechne ihr hoch an, dass sie nicht weiter gefragt hat.
Die kleine Minatur des „Abbot‘s Choice - Finest Old Scotch Whisky“ war tatsächlich derart fest verschlossen, dass ich nach kurzer Zeit mit schmerzenden Fingern beschloss, dass die Flasche nur mit Gewalt zu öffnen ist, was ja dann, siehe Bild, auch geklappt hat.
Der Abbot‘s Choice ist ein Blended Whisky, der in der Zeit von kurz vor dem zweiten Weltkrieg bis etwa Anfang/Mitte der 80er abgefüllt wurde. Es wird vermutet, das unter anderem Linkwood in dem Blend enthalten ist, aber mehr ist nicht herauszufinden. Bekannt wurde dieser Whisky dadurch, dass man ihn außer in normalen Flaschen auch in Flaschen mit der Figur eines Priesters abfüllte, dessen Kopf als Korken diente. Meine Miniatur ist vermutlich aus den 1960ern oder den 1970ern - Das lässt sich nicht so genau sagen. Es sind jedenfalls 47cl, die mit 40% Alkoholgehalt abgefüllt wurden.
Aroma:
Der Blend ist sehr zurückhaltend in der Nase und ich muss ordentlich arbeiten, um ihm Noten zu entlocken. Grapefruit, Mango und Papaya sind anfangs die bestimmenden Noten, verfliegen aber nach kurzer Zeit im Glas und machen Rosinen, Nüssen und süßem Malz Platz. Holz, Karamell und Kakao lassen sich minimal erahnen.
Geschmack:
Zuerst setzt sich der sehr schüchterne Eindruck aus der Nase fort, aber dann beginnt der Whisky sich doch so langsam mal zu zeigen. Er ist erkennbar jung, bittersüß und malzig. Überreife Kirschen, angekohltes Holz, Honig und Kaffee.
Abgang:
Kurz, leicht wärmend und geringe Schärfe mit Honig und ein wenig dunkler Schokolade.
Fazit:
Der Abbot‘s Choice ist sicherlich kein furchtbarer Whisky, aber definitiv auch kein Geschmackswunder. Für einen billigen Blend aus den 1960ern/1970ern kann ich nichts anderes erwarten als einen sauberen Trinkwhisky, der mir nicht weh tut, mich aber auch nicht vom Hocker haut. Solide. Hatte da schon deutlich schlimmere Samples.