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Octovulin - The Dark Side of Islay

9. Juli 2019

Octovulin – Malts of Scotland – 19 Jahre – Blended Malt

Zu seinem gerade begangenen runden Geburtstag hatte ich einem lieben Freund und begeisterten Whisky-Liebhaber (Torf, Torf, Torf)  mit großer Sammlung zusätzlich zum eigentlichen Geschenk einen 0,1 l-Sample vom Octovulin abgefüllt. Beim Blick auf das Label fiel sein erster Blick natürlich auf das „Blended Malt“ und sein äußerst skeptischer Gesichtsausdruck sagte „Du schenkst mit einen Blended Malt zum runden Geburtstag? Ist das dein Ernst?“. Mein mehr oder weniger gutmütiges „Vertrau mir“-Gesicht schien ihn nicht zu überzeugen. Erst als sein Gehirn anfing zu arbeiten „Octovulin….ist das etwa….also…nein, 19 Jahre, kann nicht sein. Was ist das?“ siegte die Neugier. Inzwischen weiß er: Das Zeug schmeckt.

Der Octovulin von Malts of Scotland, abgefüllt in 2017 mit 52,8 % ist also ein 19jähriger Blended Malt und der Nachfolger des 2016er Scarabus Blended Malt, einem wirklich intensiven, schönen Malt. Was hier genau geblendet wurde, hat Malts of Scotland natürlich nie rausgerückt, einzig die Informationen, dass der Whisky aus drei verschieden Islay-Brennereien zusammengesetzt sein soll und drei verschiedene Fasstypen dabei waren, wurde bekanntgegeben. Das Label auf der Flasche spielt durch seinen Drachen eindeutig mit den Fabeln und Sagen der Geschichte Islays und vielleicht ist der Drache sogar ein Hinweis auf eine der drei enthaltenen Brennereien, denn schließlich soll in der Nähe von Bowmore dereinst Goraidh Crobhan einen Drachen erschlagen haben. Genug der Vorrede, auf zum Whisky:

Aussehen:

Das intensive Rot des laut Angaben nicht gefärbten Whiskys zeigt sofort, dass hier vermutlich bei mindestens einem, wenn nicht sogar zwei der geblendeten Whiskys Sherry, wenn nicht sogar Rotweinfässer im Einsatz waren.

Geruch:

Sofort weht mir eine intensive Rauchnote um die Nase, die von einer dunklen, schweren Süße begleitet wird. Wenn da kein Rotweinfass im Einsatz war, wäre ich schon arg überrascht, denn die Süße bringt eindeutig eingelegte rote Trauben und rote Beeren mit sich. Ein wenig Zeit im Glas sorgt dafür, dass die Früchte noch deutlich stärker zum Vorschein kommen, die Rauchnote verkommt zu einem im Hintergrund vor sich hin kokelnden Holzkohlegrill. Kurz vor dem ersten Schluck scheint jemand den Grill  noch mit Speck zu belegen.

Geschmack:

Dicker, speckiger Rauch rollt über die Zunge und verzieht sich direkt nach hinten in den Rachen, während die in der Nase kaum wahrnehmbare Fasstärke sich zumindest hier mal kurz bemerkbar macht. Der Speck vom Grill scheint mit ordentlich Salz und Pfeffer gewürzt und nach kurzem Anbrennen mit Rotwein abgelöscht worden zu sein. Die roten Beeren aus der Nase verdichten sich auf der Zunge eindeutig zu in Alkohol eingelegtem Erdbeeren für die Sommerbowle. Der Malt wird mit der Zeit immer süßer und süßer und auch eine Eichennote kommt zum Vorschein, die, nachdem ich sie geschmeckt habe, nun auch in der Nase auftaucht.

Abgang:

Lang und fett. Erst salzig mit verkohlter Eiche, später blendet er sich mit schwerer Süße und mildem Rauch aus.

Fazit:

Um mit dem von mir verehrten Dittsche zu sprechen: „Das perlt und legt sich wie Tau auf die Zunge. Ist’n reiner Titan.“ Mit diesem komplexen, rauchigen, intensiven, fruchtigen  Whisky hat Malts of Scotland genau meinen Geschmack getroffen. Die heutigen 230 € und aufwärts würde ich allerdings nicht mehr ausgeben, aber da Malts of Scotland ja auch immer 5cl-Minis macht, die noch zu bekommen sein sollten, würde ich einen dieser Probier-Minis ausdrücklich zum Kauf empfehlen. Einzig der Name „Octovulin“ ruft bei mir ein wenig Ärger hervor, weil er irreführenderweise auf den Octomorehype aufspringt und nahelegen will, dass hier ein Octomore im Blend enthalten ist. Da Octomore meines Wissens aber erst seit 2002 von Bruichladdich gebrannt wird, kann er nicht in einem 19jährigen Blend aus 2017 enthalten sein.
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