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Oban 14 1990er vs Oban 14 2020

13. Oktober 2021

 Oban 14 Jahre - 1990er vs 2020

Oban ist einer dieser Single Malts zu denen ich immer wieder gerne greife, weil er mir zum einen gut schmeckt und mich zum anderen einfach an „früher“ erinnert. Mein erster Single Malt war damals ein Talisker 10, der mir aber wenig in Erinnerung geblieben ist. Dafür sind mein zweiter und mein dritter Single Malt seit 25 Jahren immer feste Bestandteile meiner Bar: der Lagavulin 16 und natürlich der Oban 14.

Aus meiner Anfangszeit in den 1990ern hab ich den Oban allerdings immer als deutlich rauchiger in Erinnerung als er heute ist und ein wenig Recherche im Netz bestätigte mir das auch: derzeit hat die Gerste, die Oban nutzt, 2-3ppm. Oban hat aber von einer unbekannten ppm-Höhe seit 1989 auf diese 2-3ppm abgebaut. Nachdem ich das gefunden hatte, war der Reiz einfach da, mal einen alten und einen neuen Oban zusammen zu verkosten, und so hab ich mir bei Krüger einfach mal einen Oban ersteigert, der nachweislich von vor dem 01.07.2002 ist, d.h. mindestens Ende der 80er gebrannt wurde. Wie ich das mit dem 01.07.2002 so genau sagen kann? Ganz einfach: Oban wurde früher von der „Guiness UDV Deutschland“ vertrieben, die zum 01.07.2002 in das heute bekannte „Diageo Deutschland“ umfirmierte, und auf meiner alten Ausgabe ist die Guiness UDV halt noch genannt (s. Bild am Ende des Beitrags). Zusätzlich ließ sich bei meiner Flasche aufgrund des Aufbaus des verwendeten Labels noch ermitteln, dass sie höchstwahrscheinlich aus den späten 1990ern stammt.

Genug geredet, kurz die Rahmendaten der beiden Oban: 14 Jahre alt, gefärbt und kühlgefiltert, gelagert in Bourbon- und Montilla Sherry-Fässern. Wo ich sonst gerade bei gefärbten Whiskys sehr kritisch bin, stört es mich beim Oban 14 und auch beim Lagavulin 16 irgendwie gar nicht, denn die beiden verkläre ich halt als meine Einsteigerwhiskys und die sollen in meinem Kopf einfach sein wie sie immer sind.

Aroma:

Oban 2020:

Sehr mild und fast ein bisschen schüchtern präsentiert sich die aktuelle Variante. Minimaler Rauch, den ich in der Nase nur finde, weil ich weiß, dass er da ist und deswegen weiß, worauf ich achten muss. Ob ich den bei einem Blind Tasting gerochen hätte? Ich bin mir nicht sicher. Ansonsten gibt es jede Menge fruchtige Noten, die sehr für sich stehen und mit nichts anderem durchmischt sind: Pfirsich, Ananas und Litschi. Hinzu kommen ein wenig Maggi sowie Liebstöckel und das Küstenkind in mir meint auch Algen und Salz zu riechen.

Oban 1990er:

Ebenfalls sehr mild und schüchtern zeigt sich die ältere Version. Der Rauch ist auch hier nur sehr schwer zu entdecken, ist aber gefühlt ein bisschen präsenter, wobei ich hier nicht weiß, ob ich mir das einbilde, weil ich weiß, dass es so sein müsste. Ich setze eher darauf, dass es im Geschmack deutlicher wird. Fruchtige Noten gibt es auch hier eine ganze Menge und es sind auch wieder Pfirsich, Ananas und Litschi, allerdings sind diese Noten deutlicher schwerer und gesetzter als in der aktuellen Version. Zusätzlich wirken sie besser integriert in die anderen Gerüche, so dass ich das Gefühl hab, einen salzigen Pfirsich, eine Ananas mit Liebstöckel und Litschis mit Maggi riechen. Salz und Algen sind auch vorhanden.

Geschmack:

Oban 2020:

Grundsätzlich bin ich von Fassstärken versaut und empfinde Whiskys in Trinkstärke als dünn und so geht es mir auch hier auch, obwohl der Oban zumindest eine klare erkennbare, aber sehr sanfte Pfeffernote und eine gewisse Öligkeit mitbringt. Nougat, sehr milder, aber deutlicher wahrnehmbarer Rauch, altes, brüchiges Holz und der letzte Schluck angebrannter Kaffee ganz unten aus der Kanne sind die dominierenden Eindrücke, aber es gibt auch eine säureartige Note, die mich am ehesten an Zitronenäpfel erinnert. Salz und alte matschige Pfirsiche schwingen im Hintergrund mit.

Oban 1990er:

Auch hier ist der Oban eher dünn, aber hat auch diese Note von mildem rosa Pfeffer. Der Rauch ist aber deutlich stärker und erinnert mich fast ein wenig an einen dreckigen Springbank inklusive einer Portion Motoröl. Zusätzlich gibt es wieder sehr bittere Schokolade und alten Kaffee sowie verschrumpelte Rosinen, vergorene Aprikosen und jede Menge Meersalz. Die sonst so präsente Säure ist gar nicht vorhanden.

Abgang:

Oban 2020:

Mittellang mit kaltem Kaffee, angebranntem Holz, Salz und Zartbitterschokolade umhülltes Marzipan sowie Zitrone.

Oban 1990er:

Mittellang, kalter, aschiger Rauch, verkohltes Holz, Bitterschokolade, Espresso, Salz und bittere Orangenmarmelade

Fazit:

Experiment gelungen - Patient schmeckt. Beide Oban empfinde ich grundsätzlich als lecker, süffig und mit dem Potential einem Anfänger damit sehr gut erklären zu können, was Whisky alles kann. Oban wird bei mir auch noch länger ein Bestandteil der Bar bleiben.
Wichtig ist aber natürlich: unterscheiden die sich? Aber hallo. Und wie. Der alte Oban ist ganz klar rauchiger, dreckiger, deutlich eher ein Küstenwhisky als die aktuelle Variante. Dafür ist der Aktuelle im Geschmack deutlich fruchtiger und hat diese schöne Säure, die Oban für mich ein wenig auszeichnet.
Welcher ist besser? Fiese Frage. Mir als absolutem Springbank-Fanboy sagt das dreckig-rauchige der alten Version letztlich mehr zu, auch wenn ich an der neuen Version diese schöne Säure sehr gerne mag. Beide lecker. Probieren und nicht Ignorieren. Oban kann was.
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