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Isle of Jura - Boutique Barrels

22. November 2021

Isle of Jura - 17 Jahre - Boutique Barrels

Es begab sich dereinst im Herbst des Jahres 2012, dass Christian Rosenberg, der Herausgeber des Whisky-Botschafter, diesen 17 Jahre alten Isle of Jura als ersten Whisky in seiner „The Collection“-Serie herausbrachte: Amoroso Oloroso Sherry Cask, 56% Alkoholgehalt, 560 Flaschen. Mir lief dieser Whisky irgendwann Ende letzten Jahres bei Krügers Whiskyauction über den Weg, als er kurz vor Schluss noch für 60 € zu haben war. In dem Moment dachte ich: naja, warum denn nicht mal mehr von Jura probieren - irgendwann muss ich doch mal auf einen Jura stoßen, der mir wirklich gefällt. Geboten, gewonnen und erstmal in die Truhe gestellt, weil andere Whiskys früher probiert werden wollten. Heute Abend „wiederentdeckt“ und gleich mal geöffnet. Bin sehr gespannt, denn in der Base ist er sehr durchschnittlich mit zwei heftigen Ausreißern nach unten bewertet, was mich umso neugieriger macht.

Aroma:

Die 56% machen sich auch nach fast 30 Minuten im Glencairn noch sehr offensiv bemerkbar und das Verriechen daher nicht einfach. Es gibt ganz klar rote Trauben, Kirschen und Pflaumen auf der fruchtigen Seite. Hinzu kommen Muskat, Kaffee, altes Holz und Walnüsse, die die herberen Töne liefern. Ein bisschen Karamell, Eukalyptus und ein Hauch Schwefel treiben sich ebenfalls in diesem Jura herum, tauchen aber eher im Hintergrund auf. Alles in allem eine relativ klassische Nase für einen Sherry-Whisky - Weder richtig gut noch besonders schlecht. Eher…..hmm…..nett.

Geschmack:

Scharf, ölig, bittersüß - Das spiegelt mir mein Gaumen beim ersten Schluck. Schluck 2, 3, 4 schlüsseln das dann langsam auf: der Antritt ist, wie die Nase versprochen hat, kräftig und die Zunge muss sich daran, trotz des vorher getrunkenen Kalibrierungswhiskys, erstmal gewöhnen. Danach verteilt sich der Jura als Ölfilm im Mundraum und hinterlässt überall eine trockene Wärme. Gefühlt treten aus diesem Ölfilm heraus, dann die einzelnen Aromen zutage: zuerst ganz alter, kalter Kaffee tief unten aus der Kaffeekanne vom letzten Freitag, die man am Montag morgen im Büro entdeckt. Dazu kommen zerbröselte Walnussschalen, alte Eiche und Leder……und irgendwann dann alte, schrumpelige Backpflaumen, matschige, lila Kirschen und vergorener Honig.

Abgang:

Sehr lang, mit völlig verkohltem Holz, wieder jeder Menge altem Kaffee, Leder und Nougat.

Fazit:

Dieser Jura ist schon speziell und nur was für die Liebhaber von eher bitterem Whisky. In der Nase ist noch Sherry vorhanden, aber danach ist die Vollreifung in einem Amoroso Oloroso Cask (eigentlich ein weicher, ungewohnt süßer Oloroso) nur noch schwer zu finden. Bitternoten dominieren am Gaumen und im Abgang ganz klar und das muss man schon mögen. Ich hab hier heute gerade sechs Grad, Nieselregen, kalten Wind und zwei besonders anstrengende Kinder, daher gefällt mir der Whisky irgendwie. Kann mir aber nicht vorstellen, dass das jeden Tag so wäre. Nachkauf? Nein, bestimmt nicht. Aber immer mal wieder probieren und als Whisky für spezielle Abende: ja, in jedem Fall. Eine Base-Bewertung spare ich mir ausnahmsweise, weil er heute eine 87 bekommen würde, aber an anderen Tagen vermutlich eine 60 - Das ist ein richtiger Tagesform-Whisky.

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