Glendronach 1959 & 1960 - Gordon & MacPhail
Zur Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Ferguson im Jahre 1986 wurden vom unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail insgesamt sieben Vattings aus Whiskys der einzelnen Geburtsjahre der beiden Eheleute (Sarah Ferguson 1959, Prinz Andrew 1960) erstellt. Mit dem Glendronach, der gerade in meinem Glencairn vor sich hin atmet, habe ich eines dieser Vattings heute vor mir und bin schon sehr gespannt. Den Linkwood und den Mortlach der Serie habe ich vor ein paar Wochen bereits getrunken und entsprechende Notes verfasst. Drei Weitere habe ich in den nächsten Monaten noch vor mir (Pride of Strathspey, Glen Grant, MacPhails).
Die Rahmendaten des Glendronach sind einfach: Vatting aus den Jahrgängen 1959 und 1960, abgefüllt mit 40 % Alkoholgehalt im Jahre 1986. Über die Fasslagerung ist nichts bekannt, aber die ersten beiden Vattings von Mortlach und Linkwood waren eindeutig Sherryfässer und die dunkle mahagonibraune Farbe des Glendronach lässt mich hier ähnliches vermuten.
Aroma:
Ich lasse den Dram nach seinen fast 35 Jahren in der Miniatur erstmal fünfzig Minuten atmen, bevor ich meine Nase reinstecke und werde direkt mit einer scharfen, fruchtigen und leicht muffigen Note begrüßt. Nach ein wenig Schwenken im Glas verschwindet die Schärfe beinah völlig und dunkle Kirschen, saftige Aprikosen, überreife Himbeeren und matschige Erdbeeren übernehmen die Führung. Dazu kommt ein erstaunlich geringer Old Bottle Flavour, der sich am ehesten als feuchter Keller zeigt. Vanille, brüchige alte Äste, Malzbonbons, Lemon Squash, Torf und bröselige Tabakkrümel lugen immer mal wieder zwischen den anderen Aromen durch, sind aber nie übermäßig präsent. Eine hochkomplexe Nase, die ich ziemlich lange verriechen kann, wie ein Blick auf die Uhr weitere dreißig Minuten nach der ersten Geruchsprobe zeigt.
Geschmack:
Ölig, beinah kaubar, sehr holzig, rauchig und nebenbei undefinierbar süß - Das spiegelt mein Gaumen mir beim ersten Schluck wieder, ohne das ich irgendwelche Geschmacksnoten direkt zuordnen kann. Der zweite Schluck ist ähnlich wie der Erste, aber jetzt bin ich vorbereitet, was da kommt. Der Dram wird ganz klar von sehr viel altem, morschen Holz dominiert, an dem man sich erstmal vorbeischmecken muss. Man findet hinter dem Holz erstmal warmen Torfrauch und frisches Leder - Beides auch so Geschmacksnoten, die es zusätzlich zu dem ganzen Holz schwer machen, dahinter noch mehr zu entdecken. Am ehesten finde ich noch sowas wie leicht abgelaufenen, bitteren Multivitaminsaft, Karamell und Kräuterhonig.
Abgang:
Lang, trocken, holzig, pfeffrig und bitter. Ich habe ein bisschen das Gefühl, scharf gewürzte, nicht reife Orangen von einem rauchenden Holzbrett zu lutschen, während ich kurz vorher kalten, angebrannten Kaffee getrunken habe.
Fazit:
Der Geruch diesen alten Glendronach ist absolut phänomenal, im Geschmack ist er höchst schwierig und komplex, im Abgang dafür bitter - Fast wie ein Fazit der Ehe der Beiden, für die dieser Whisky gemacht wurde. Auf sowas muss man stehen, was bei mir an den drei Abenden über die ich die Verkostung des Whiskys verteilt hab, nicht der Fall war.