Glen Grant 1995 - Summer Sipping - Wemyss Malts
Im Sommer 2019, in einer besonders verregneten Woche, hatte ich mir den Glen Grant mit dem schönen Namen „Summer Sipping“ gekauft und in den Schrank gestellt, um ihn zu genießen, wenn dann der Sommer endlich da ist. Irgendwie ist er dann über den Sommer in Vergessenheit geraten, wurde im Winter wiederentdeckt, aber auf den Sommer 2020 verschoben.....und da eigentlich schon wieder vergessen, aber ein Video von Whisky Talk aus Peters Schrank zu einem Glen Grant von Cadenheads brachte ihn mir vorgestern ins Gedächtnis zurück und diesmal konnte mich nicht mal meine Vergesslichkeit aufhalten.
Genug gelabert, auf zum Whisky: abgefüllt im Jahr 2019 mit 46% kamen insgesamt noch 193 Flaschen aus dem Bourbon Barrel.
Aroma:
Tropische Früchte, grüner Apfel, Stachelbeeren, Eukalyptus und überraschenderweise parfümierte Seife sind die ersten Gerüche, die mir in die Nase steigen. Dazu hat der Dram trotz seiner 46% ordentlich Kraft und ist bestimmt nicht schüchtern. Met, Karamellsirup, Holz und auch etwas, was mich an einen Hustenbonbon erinnert, lassen sich ebenfalls noch finden. Insgesamt durchaus so sommerlich frisch, wie der Name nahelegt.
Geschmack:
Kräftig, ölig und würzig-süß gibt mir meine Zunge als erste Rückmeldung, bevor sie sich auf Einzelheiten festlegt: Holunder, Grapefruit, Bitter Lemon, dunkle Orangenschokolade und Wachs zeigen sich sehr klar. Insbesondere die Holundernote finde ich sofort unglaublich spannend, denn einen Whisky der danach schmeckt, hatte ich noch nie. Mit der Zeit kommen noch Apfelwein, Toffee, Kaffee und Honig hinzu, bevor es in das etwas herbere Finish übergeht.
Abgang:
Leicht angekohltes Holz, bittere Orangenmarmelade und Granny Smith sorgen für ein ordentliches Austrocknen des Gaumens, bevor in dem insgesamt mittellangen Abgang begleitet von herben Gewürzen noch weiße Schokolade, Melonen und Erdbeeren auftauchen.
Fazit:
Das ist mal ein spannender Sommerwhisky, der entdeckt werden will. Eigentlich wollte ich den nur kurz und gemütlich auf der Terrasse verkosten, aber plötzlich hab ich mich mit dem so viel beschäftigt, dass die Verkostung dann doch gut sechzig Minuten gedauert hat. Sonst verbinde ich mit einem Sommerwhisky einen leichten, wenig komplexen Dram, den man jederzeit entspannt genießen kann, aber ich erkenne klar an: dieser Glen Grant trägt seinen „Summer Sipping“-Namen nicht umsonst und lässt mich meine Definition dann doch ordentlich überdenken.
Toller Dram, der aber Zeit kostet, noch dazu das Brennereiprofil von Glen Grant absolut gelungen abbildet und dann sogar sowas schräges wie Holunder mitliefert. Lecker. Aktuell liegt der Whisky preislich so um die 130-135 € und ist noch sehr gut zu bekommen.