Vor knapp zwei Wochen las ich auf irgendeinem Whiskyportal die Nachricht „Goldsegen für Gilors“, in welcher bekanntgegeben wurde, dass die deutsche Brennerei Gilors bei der Concours International für zwei seiner Whiskys die Goldmedaille errungen hatte und dabei regte sich irgendwas in meinem schlechten Gewissen: schon seit bestimmt acht oder zehn Monaten sitze ich auf einem Stapel Miniaturen aus dieser Brennerei und komme irgendwie einfach nicht zum Probieren. Eine kurze Überprüfung ergab: mit dem Sherry Duett steht sogar einer der Whiskys im Schrank, der gerade einen Preis gewonnen hat. Heute klappt es dann endlich mal: auf den Mini und ab ins Glas.
Die Rahmendaten: 7 Jahre alt, 46,4% Alkoholgehalt, entstanden aus der Vermählung eines Whiskys von 2013 aus dem PX Sherry Fass und eines von 2014 aus dem Oloroso Fass. Eigentlich ist Sherry-Lagerung ja überhaupt nicht meine Komfortzone, aber probieren kann man ja trotzdem mal.
Aroma:
Oh ja, das ist Sherry. Vergorene Pflaumen, Brombeeren, Schwarzkirschen, Blaubeeren - Eigentlich alles, was so an dunklen Früchten vorhanden ist, dazu Muskat, ein paar Tabakkrümel, Marzipan, helles Holz, Vollmilchschokolade und eine für ich undefinierbare leichte Säure. Im Hintergrund schwingt eine leichte Note Klavierlack mit, die dauerhaft präsent ist, aber ewig gebraucht hat, bis sie bei mir eine passende Assoziation ausgelöst hat. Insgesamt eine recht klassische Sherry-Nase.
Geschmack:
Knapp dreißig Minuten durfte der Gilors im Glencairn atmen, bevor ich ihn probiere. Überraschend für mich beginnt der Dram mit bitteren, ausgelatschten, mit Kaffee übergossenen Lederschuhen bevor Eiche, dunkle unreife Waldbeeren, saure Kirschen, Akazienhonig, Muskat und Walnussschalen die Regie übernehmen. Sehr ordentlich und vergleichbaren Schotten wenig nachstehend.
Abgang:
Mittellang, mit einer herben Süße, bitter-fruchtig, mit Weihnachtsgewürzen, Leder und rosa Pfeffer
Fazit:
Eine klare süße Nase, elegant-herber Geschmack mit würzig-süßem Ausklang - So muss Sherry-Whisky sein. Es geht mir persönlich aber leider wie erwartet: ich mag diesen Gilors Sherry Duett nicht, denn er enthält natürlich alles, was ich an Sherry-Whiskys ohnehin nicht mag. Aber das geht mir bei Macallan, Glendronach oder Edradour genauso und liegt nicht speziell an diesem Gilors. Ich kann mir sogar sehr gut vorstellen, dass dieses Sherry Duett bei Liebhabern von Sherry-Abfüllungen ganz hervorragend ankommt, eben weil er mit den dafür klassischen Aromen aufwartet, so dass ich zumindest eine klare Probierempfehlung aussprechen würde.