Ich hab in den letzten Monaten ja schon ein paar andere Miniaturen von Gilors, einem deutschen Whisky aus der Brennerei Henrich in Kriftel, verkostet und diese haben mich immer wieder sehr positiv überrascht. Daher geht die lose Gilors-Serie mit deutlicher Vorfreude mit dem 4 Jahre alten Peated Madeira Cask weiter: Dez 2016 - Mai2021, abgefüllt mit 45,3% Alkoholgehalt.
Aroma:
Nach 20 Minuten hab ich zum ersten Mal meine Nase ins Glencairn gesteckt, komisch geguckt und dem Whisky dann nochmal 20 Minuten gegeben. Es ändert sich dabei allerdings wenig und der erste Eindruck bleibt bestehen: da hat irgendwer einen alten Fahrradschlauch mit Orangenmarmelade eingeschmiert und anschließend angezündet. Wie das dann in mein Sample gekommen ist, weiß ich auch nicht, aber genau so riecht es auch noch beim dritten, vierten und fünften Schnuppern. Ungewöhnlich und ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber mit jedem Verriechen interessanter, auch wenn ich keine weiteren Noten mehr finden kann.
Geschmack:
Da hat doch tatsächlich irgendwer den rauchenden, mit Orangen verzierten Fahrradschlauch aus der Nase mit Alkohol abgelöscht und anschließend in mein Glencairn gekippt - So zumindest die spontane Rückmeldung meiner Zunge beim ersten Schluck. Zusätzlich gibt es kalten Kaffee, Nougat und Eichenwürze, aber die Noten aus der Nase dominieren auch im Geschmack und machen den Whisky schon sehr schräg.
Abgang:
Mittellang, mit verbranntem Gummi, Orangenzeste, morschem Holz, Asche und einer leichten Säure.
Fazit:
Wenn ich meine Notes so selber nochmal lese, dann klingt das ziemlich ungenießbar, was ich da beschreibe, aber das ist dieser Gilors gar nicht - Ich bekomme es nur nicht besser eingefangen. Es ist einfach nur ein deutscher Whisky mit einer eigenen Note, die sich nicht auf den ausgetreten Scotch-Pfaden bewegt, und so muss man ihn auch einordnen. Anders und gewöhnungsbedürftig: ja. Schlecht: nein. Auch kein Überflieger, aber völlig in Ordnung, wenn auch eher ein Whisky für experimentierfreudige Geister. Ich würde mir keine ganze Flasche zulegen, bin aber nichtsdestotrotz sehr froh, dass ich ihn probiert hab, weil er so ungewöhnlich und grundsätzlich auch nicht unangenehm ist.
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