Blog Layout

Das Glen Elgin-Quartett

7. Juni 2021

 Glen Elgin x 4 - Bourbon, Süßwein, Sherry, Rotwein

Das Glen Elgin-Quartett

Glen Elgin x 4 - Bourbon, Süßwein, Sherry, Rotwein

Hier kommt alles, was ich, ohne eine Suchmaschine zu benutzen, über Glen Elgin weiß: Speyside. Diageo. White Horse. Ende der Aufzählung. Weiß jemand spontan mehr?

Glen Elgin ist also eine Brennerei aus der Speyside, die hauptsächlich als Arbeitstier für die Blend Industrie genutzt wird - Abfüllungen gibt es, neben einem 12 Jahre alten Standard, hauptsächlich bei unabhängigen Abfüllern zu finden. Ich habe in 2020 vier Samples von derartig unabhängig abgefüllten Glen Elgin zusammengesammelt und führe mir die jetzt alle vier mal im Vergleich zu Gemüte:

- Ein 12 Jahre alter Dram (07/2007-01/2020) aus dem Refill Hogshead, 48,4%, abgefüllt von Douglas Laing in der Old Particular-Serie
- Ein 11 Jahre alter Dram (04/2009-2020) mit einem St. Croix du Mont-Likörwein-Finish, 55 %, abgefüllt in der Cooper’s Choice-Serie
- Ein 12 Jahre alter Dram (09/2007-02/2020) aus dem First Fill Sherry Butt, 61 %, abgefüllt in der Connoisseurs Choice-Serie von Gordon & MacPhail
- Ein 10 Jahre alter Dram (03/2010-07/2020) mit einem Red Wine Firkin Finish, 61,2%, abgefüllt von The Caskhound

Vorab würde ich spontan anhand meiner sonstigen Vorlieben vermuten, dass meine Reihenfolge am Ende wie folgt aussieht: Rotwein vor Bourbon vor Likörwein und Sherry - Ob das wirklich so eintrifft?

Aroma:

Refill Hogshead: Birne, helle Trauben, Vanille und Zitronengras dominieren den ersten Eindruck. Mit der Zeit kommen helle Eiche, Apfelessig, Wildblumen und Heidehonig hinzu. Der Dram wirkt relativ scharf.

St. Croix du Mont-Finish: Meine Fresse ist dieser Dram schüchtern - 10, 20, 30, 40 Minuten im Glas und ich rieche minimal süße Früchte sowie Alkohol. Schwenken, Handwärme, einen Tropfen am Handgelenk verreiben - Nix ändert sich. Vielleicht noch ein bisschen Honig. Aber das war es dann auch.

First Fill Sherry: Der hat schon ordentlich Kraft und kann seine 61% nicht verbergen. Rote Trauben, Erdbeeren, Vanille, leichtes Leder und Ingwerschärfe können sich gegen den Alkohol durchsetzen, aber haben durchaus Mühe dabei.

Red Wine: Warme, dunkle Trauben, Heidehonig, Vanille und eine frühlingshafte Blumenwiese können sich sehr gut gegen die 61,2% Alkoholgehalt behaupten. Insgesamt sehr frisch, mit Eukalyptus und weißem Pfeffer.

Geschmack:

Refill Hogshead: Erstmal überraschend dünn, dazu anfangs mit leichten Pfirsich- und Kirschnoten. Interessant ist, dass danach eine krude Mischung aus Honig, bitteren Walnussschalen und eingelegter Birne den gesamten Geschmack übernimmt.

St. Croix du Mont-Finish: Warm, scharf und ölig. Rosinen, Aprikosen, Muskat und Akazienhonig dominieren den Dram gemeinsam mit kaltem Kaffee und dunklem Malz. Sehr unspektakulär.

First Fill Sherry: Warm und leicht scharf klatscht mir eine Tüte Studentenfutter auf die Zunge, die von dunkler Schokolade und verkohlten Nussschalen begleitet wird. Die Fassstärke ist im Geschmack deutlich angenehmer als in der Nase.

Red Wine: Satte rote Trauben, lila Kirschen, Vanille und Zitrone - Ganz klar eine Rote Grütze mit einem mächtigen Schuss Whisky. Minimal Zimt und Eiche, aber natürlich eine klar erkennbare Fassstärke.

Abgang:

Refill Hogshead: Ingwerschärfe, angekohlte Walnüsse, helles Holz, Kirschen und Birnen. Mittellang.

St. Croix du Mont-Finish: Kurz und pfeffrig scharf, helle Eiche, Aprikose und die Limetten ganz unten aus dem Caipirinha.

First Fill Sherry: Mittellang, mit scharfem Zimt, frisch geröstetem Kaffee, Rosinen und verschrumpelten Aprikosen

Red Wine: Mittellang, mit Mentholschärfe, matschigen Himbeeren und bitterer Eiche.

Fazit:

Wie erwartet ist für mich tatsächlich das Rotwein-Finish ganz vorne, während die anderen drei Dram alle gleichauf liegen. Insgesamt gilt für alle vier Abfüllungen: das war eine Konkurrenz auf sehr ordentlichem Niveau und ich bereue es nicht, sie alle probiert zu haben. Die Bourbon-Variante ist klassisch und exakt wie erwartet. Die Likörwein-Variante ist zwar schüchtern und unspektakulär, aber auf ihre Art durchaus lecker. Die Sherry-Variante ist sehr kräftig, aber klassisch und trotz First Fill Sherry eher zurückhaltend. Die Rotwein-Variante kann sich gegen eine Fassstärke durchsetzen und ist dabei erstaunlich süffig.

Bis auf den Caskhound sind alle Abfüllungen noch einfach erhältlich und preislich ok…..und jetzt werde ich mal mehr Fakten über Glen Elgin aussuchen, denn ich habe das Gefühl, dass ich noch häufiger zu dieser Brennerei greifen werde.
Share by: