Arran 20 Jahre - Pineau de Charente Finish
Nachdem am letzten Wochenende auf der Hanse Spirit ganz viele Bekannte sehr positiv über Arran sprachen, ich aber in diesem Moment bereits bei den torfigen Whiskys angekommen war und ein Probieren daher sinnlos gewesen wäre, reizt es mich, heute mal meinen zwanzigjährigen Arran zu öffnen. Dieser reifte zuerst 19 Jahre in einem Sherry Puncheon und bekam danach ein Finish über 15 Monate im Pineau de Charente Cask. Wer hier anfängt zu grübeln: ein Puncheon hat in Spanien etwa 600 Liter, ist also ein eher großes Fass. Pineau de Charente ist ein meistens weißer, süßer französischer Aperitif, der aus einer Mischung von Traubenmost und einem sonst als Grundstoff für Cognac genutzten Obstbrand besteht. Soetwas wie der kleine Bruder vom Cognac. Der Dram wurde 1996 destilliert und ist damit eine Art Whisky der ersten Stunde von Arran, da diese ja erst seit 1995 produzieren. Er wurde mit 49,8% abgefüllt und wirkt in der Flasche, als hätte er viel Farbe vom Sherryfass mitgenommen, hat im Glas aber dann doch nur eine goldene Mahagoni-Farbe.
Aroma:
Der erste Eindruck sagt: fruchtig, aber nicht sehr süß. Himbeeren, Granatapfel, Kirschen und Birnen, alle ganz leicht karamellisiert. Insgesamt ist der Dram sehr weich und frisch und erinnert einfach an Sonne. Dazu kommt noch eine Eichennote.
Geschmack:
Auch wieder jede Menge Früchte, hauptsächlich Himbeere, Granatapfel und Brombeere, begleitet von Milchschokolade, sehr saftig und mit einer leichten Säure, die ich am ehesten mit Weißwein in Verbindung bringe. Dazu kommen noch ein bisschen Vanille und Eiche, letztere wirkt irgendwie elegant, fruchtig zum Whisky passend.
Abgang:
Mittellang, wieder mit Schokolade, immer noch saftig, klebt aber nicht am Gaumen. Etwas Muskat und Orangenschalen, was vermutlich vom Finish kommt.
Fazit:
Rund, weich, sehr schön zum Trinken. Kein komplexes Hexenwerk, aber ein wirklich guter Whisky. Für meinen persönlichen Geschmack zu wenig Ecken und Kanten, daher keine absolute Höchstwertung, aber trotzdem klar und deutlich zu empfehlen. Vermute allerdings, dass dieser Dram inzwischen nur noch über irgendwelche Auktionshäuser für einen dreistelligen Betrag zu bekommen ist. Seht ihr den mal auf einer Messe: probieren.